Lehrbeauftragte an deutschen Musikhochschule verabschieden „Frankfurter Resolution“

Lehraufträge an deutschen Musikhochschulen sollten ursprünglich der Ergänzung des Lehrangebots dienen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Weit über die Hälfte des Unterrichts (60%) wird – bereits seit Jahren – von Lehrbeauftragten erteilt, so dass nur noch von einer Sicherstellung des Lehrangebots durch Lehraufträge gesprochen werden kann. Diese nebenamtlichen HochschullehrerInnen sind jedoch extrem benachteiligt: sie verdienen nur einen Bruchteil, nämlich ein Drittel des Stundensatzes ihrer fest angestellten Kollegen und sind arbeitsrechtlich in keiner Weise abgesichert. Sie erhalten keine Tarifsteigerungen wie im Öffentlichen Dienst. Sie bekommen keine Honorarfortzahlung im Krankheitsfall, sind weder am Arbeitsplatz noch auf dem Weg dorthin Unfall versichert, genießen keinen Mutterschutz, müssen an manchen Hochschulen Beiträge zur Arbeitslosenversicherung zahlen, ohne jemals deren Leistungen in Anspruch nehmen zu können und erhalten weder Weihnachts- noch Urlaubsgeld. Dafür leisten sie in der Regel die gleiche Arbeit wie fest angestellte Lehrende und tragen die gleiche Verantwortung für ihre Studierenden.

Zahlreiche Gespräche mit verantwortlichen Politikern und den Hochschulleitungen über Veränderungen der unhaltbaren Situation der Lehrbeauftragten haben zu keinem befriedigenden Ergebnis geführt. Um den dringend notwendigen bundesweiten Diskussionsprozess in Gang zu setzen, haben die Lehrbeauftragtenvertreter aller deutschen Musikhochschulen auf ihrer ersten Bundeskonferenz die „Frankfurter Resolution“ verabschiedet. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit dieser Konferenz die Kolleginnen und Kollegen zusammenführen konnten und der Anfang gemacht wurde, gemeinsam „stark“ zu sein. Es war große Solidarität spürbar und der Wille, sich mit hohem Einsatz für Veränderungen einzusetzen“, so Evelyn Wentz, gewählte Vertreterin der Lehrbeauftragten im Senat der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main und neugewählte Sprecherin der Bundeskonferenz.

„Wir begrüßen die Gründung der Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten und unterstützen die in der „Frankfurter Resolution“ formulierten Forderungen“, sagt Andreas Bausdorf, stellv. Geschäftsführer der Deutschen Orchestervereinigung. „Darüber hinaus halten wir es für notwendig, die schwierigen Arbeits- und Vertragsbedingungen aller „Freien Musiker“ noch stärker als bisher ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken“, so Bausdorf abschließend.

22.02.2011