Airelle Besson

“Radio One“

Wer glaubt, die Trompete sei ein lautes, aufdringliches Instrument, wird spätestens nach dem Hörgenuss dieser herausragenden, außergewöhnlichen CD der 1978 in Paris geborenen Airelle Besson eines Besseren belehrt werden. Bereits 2014 hat sie mit “Prélude” eine CD unter eigenem Namen herausgebracht, die auch durch ihre einzigartige, sehr feine Spielweise auf der Trompete gekennzeichnet war. Mit “Radio One” macht sie sowohl als Trompeterin als auch als Komponistin deutlich, dass sie dem Jazz des 21. Jahrhunderts eine sehr eigenwillige Facette hinzufügt. Gemeinsam mit der Sängerin und Stimmkünstlerin Isabel Sörling, dem Schlagzeuger Fabrice Moreau sowie dem Pianisten Benjamin Moussay, der auch das Fender Rhodes zum Einsatz bringt, hat sie eine “Band der leisen Töne” gebildet. Das heißt nun nicht, dass sich alle der auf dieser Scheibe versammelten neun Titel nur „piano“ bewegen, es wird schon auch mal lauter und intensiver – die Musik bleibt aber immer glasklar und filigran. So schon beim titelgebenden ersten Stück “Radio One”, das einerseits durch ein zartes Duo von Trompete und Stimme charakterisiert ist, aber gleichzeitig sehr groovig daherkommt. “La Galactée” hingegen wirkt insgesamt sehr feingesponnen und kosmisch, wie aus der Ferne. Wieder ganz anders und auch mit einer Prise Humor dann “Candy Parties”, das mit spoken words der Sängerin beginnt, um dann durch groovige Fetzen der Band aufgelockert zu werden. Jeder Song auf der CD ist anders, sehr vielfarbig – und zeigt das Porträt einer großartigen Komponistin und Trompeterin mit nicht minder erstklassigen MitmusikerInnen.

CD, 2016, 9 Tracks, Label: Naïve Records

Marion Möhle

16.07.2017