Macy Gray

“Stripped“

Bisher ging es eher soulig-poppig zu bei Macy Gray. Songs wie „I Try“ und „Sexual Revolution“ waren Radio Playlist kompatible Nummern und stürmten die Charts. Auf ihrem neuen Album bewegt sich die Sängerin nun mehr in den musikalischen Gefilden des Jazz. Zehn unaufgeregte, ruhige und entspannte Songs hat sie auf der neuen Scheibe versammelt. Dabei präsentiert sie ein paar neue Werke, covert einige bekannte Hits und liefert spannende Neuinterpretationen ihrer eigenen Songs. Mit „Annabelle“, einem ruhigen Blues, eröffnet das neue Album. Gitarre, Schlagzeug und die unverwechselbare Stimme der Sängerin vereinen sich in einer klassischen Interpretation, die zwar keine Überraschungen bietet, aber dafür entspannten Hörgenuss. Zum Genuss gehören auch zwei Reggae-Nummern. Einmal covert sie den Song „She ain’t right for you“ von ihrem dritten Album „The trouble with being myself“ und macht aus dem Soulstück mit üppiger Orchestrierung eine ruhige Reggae-Ballade. Wo sonst ein ganzer Hintergrundchor zu hören ist, trägt hier allein die starke Stimme der Sängerin. Ähnlich verfährt sie auch mit Bob Marleys „Redemption Song“. Eine ihrer bekanntesten Hits, die Soul-Ballade „I Try“ präsentiert sie hier in einer ganz ruhigen, jazzigen Interpretation mit minimalistischer Instrumentalbegleitung. Neben der Stimme der Sängerin ist fast nur die Gitarre von Russell Malone zu hören, und ganz am Ende des Songs, wie ein gehauchtes Flüstern, kommt dann noch das zarte Schlagzeugspiel von Ari Hoenig dazu. Die Überraschung ist vielleicht das Metallica-Song „Nothing else matters“, das die Sängerin in einer eigenwilligen Version interpretiert, begleitet von den melancholischen Klängen von Wallace Roneys Trompete, die auch auf dem letzten Stück „Lucy“ zauberhaft erklingt. „Stripped“ ist ein stilvolles Album, nicht nur für Jazzfreunde.

CD, 2016, 10 Tracks, Label: Chesky Records

Tina Adomako

07.12.2016