Louisa Lyne & Yiddishe Kapelye
“A Farblondzhete Blondinke“
“Eine Blondine auf Abwegen” heißt der Titel des zweiten Albums der schwedischen Musikerin Louisa Lyne und ihres Ensembles ins Deutsche übersetzt. Dass sie sich selbst damit meint, ist anzunehmen, denn Lyne – selbst ohne jüdische Wurzeln – begann bereits während ihres Musikstudiums in Göteborg, sich für jiddische Musiktraditionen zu interessieren und studierte sogar Jiddisch in Großbritannien. Auf der Suche nach jiddischem Liedgut reiste sie anschließend durch Europa, wo sie die Mitglieder ihrer „Kapelle“ einsammelte wie z.B. Irina Binder an der Violine und Anna Thorstensson am Cello. Seit 2010 musizieren die MusikerInnen zusammen, neben den erwähnten sind auf der neuen Platte Akkordeon, Kontrabass, Gitarre, Klavier, Cajon, Vibraphon und Glockenspiel zu hören. Wieder hat Lyne vor allem jiddische Volkslieder neu arrangiert, aber es finden sich auch vier instrumentale Stücke, zwei davon sog. „Doinas“, improvisierte, als Solo aufgeführte Klagelieder von Bass und Violine. Worüber Lyne singt, lässt sich im Booklet mit seinen englischen Übersetzungen nachlesen. Wunderschön und eindrucksvoll sind die 13 Lieder, wie z.B. das trotzige „Mir Lebn Eybik“ (wahrscheinlich 1943 geschrieben) oder „Zol Mir Antshuldikn Got“, das eigentlich ein bekanntes schwedisches Gedicht ist, und hier ein jiddisches Gewand bekommt. „Fort Mayn Shif“ erzählt vom bei-sich-Ankommen und berührt tief. Zu den einzigen zwei schnelleren Stücken trägt die Gruppe Gothenborg Gajos bei, die beim schmissigen „Svedanka“ im Bucovina Style mitwirkt.
MELODIVA CD Tipp Oktober 2016
CD, 2016, 13 Tracks, Label: Nordic Notes
Mane Stelzer13.11.2016