Maarja Nuut

“Une Meeles“

Es hat ein bisschen gedauert, bis mich Maarja Nuut’s „Une Meeles“ (In The Hold Of A Dream) verzaubert hat. Vielleicht liegt es an der Jahreszeit und dass die außergewöhnliche Folkmusik mehr in den Winter zu passen scheint. Es kommt jedenfalls nicht von ungefähr, dass Simon Le Bon (Duran Duran) über ihre Musik sagt: “…that’s what it sounds like when the snow sings.” Dann las ich, dass die in Estland geborene Künstlerin allein für diesen Sound verantwortlich ist, indem sie nämlich, mit Geige und Loop-Station ausgerüstet, Sounds übereinander schichtet und Klanggebilde erstellt wie in einer meditativen Improvisation – wow! Das klingt nach anderen Bewusstseinszuständen. Nuut sagt dazu: „For me, music and the images and stories hidden in it offer an opportunity to travel from one reality to another, visit a place where everything is possible.” Die Lyrics in estnischer Sprache verströmen ihren ganz eigenen Charme, manchmal sind es aber auch mehrstimmige Lautmalereien wie in „Õdangule“. Es hat einige Jahre gedauert, bis die junge Künstlerin ihren Stil fand; mit 15 begann sie zu musizieren und war zuerst vier Jahre lang Teil eines achtköpfigen Worldmusik-Projekts, bis sie sich entschloss, als Solokünstlerin aufzutreten. Bereits ihr Debüt „Soolo“ (2013) fand weltweit Beachtung. Für „Une Meeles“ hat sie erneut traditionelle Erzählungen ihrer Heimat mit persönlichen Stories vermengt und mit Sounds unterlegt. Wer Entschleunigung sucht und sich in tranceähnlichen Zuständen wohl fühlt, sollte in Nuut’s Zweitling unbedingt reinhören.

MELODIVA CD Tipp Juli 2016

CD, 2016, 12 Tracks, Label: Maarja Nuut

Mane Stelzer

10.08.2016