September Girls

“Age Of Indignation“

Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Cursing The Sea“ in 2014 wird das Dubliner Quintett September Girls wegen des verwaschen-düsteren, Feedback-getränkten Sounds gern mit The Jesus And Mary Chain oder den Vivian Girls verglichen. Zwei Jahre später zeigt die Band um Paula Cullen und Sarah Grimes, wie ernst sie es meint: Komplexer, reifer, variationsreicher, inhaltlich ambitionierter ist „Age Of Indignation“ geraten, ohne den ursprünglichen Stil aus dem Blick zu verlieren. Psychedelik, Dark-Folk und noisiger Indiepop mit ordentlich verzerrten Gitarren fügen sich zu einem betörenden, druckvollen Ganzen. „Ghost“ beginnt mit einem monotonen, bedrohlich schwingenden Gitarrenriff, aus dem sich eine sechsminütige Gezeiten-Kakophonie entwickelt; ähnlich finster geht es mit „Jaw on the Floor“ (mit Gastgesang von Oliver Ackermann / A Place to Bury Strangers) weiter, der Song ist der feministischen Bewegung und dem Irischen Osteraufstand von 1916 gewidmet. Die albumprägende, durchgehende Thematik von Religiosität und Schuld wird in „Catholic Guilt“, „Salvation“, „John of Gods“ und dem Titelsong besonders deutlich: September Girls setzen sich mit diesem Album mit der untrennbaren Verstrickung der Iren mit ihrer Kirche bei gleichzeitiger Abwehr auseinander – schließlich sind die fünf Musikerinnen ja in eben diesem Umfeld aufgewachsen. Songs wie „Love No One“ oder das auch musikalisch aus dem Rahmen fallende „Wolves“ beschäftigen sich mit weltlicheren Themen, sind dabei aber ebenso düster und zornig wie der Rest.

CD, 2016, 10 Tracks, Label: Fortuna Pop

Christina Mohr

02.05.2016