Clara Luzia
“Here´s to Nemesis“
In der griechischen Mythologie ist Nemesis die Göttin des gerechten Zorns – eine starke Rachegottheit also, mit der frau sich nicht ohne Grund anlegen sollte. Die österreichische Singer-/Songwriterin Clara Luzia dagegen zeigt sich furchtlos und widmet Nemesis ihr aktuelles Album. Mit beeindruckendem Ergebnis: „Here’s to Nemesis“ ist ihre bislang eingängigste Platte, im allerbesten Sinne. Zeichneten sich die früheren Veröffentlichungen der Amadeus-Preisträgerin und Filmmusikkomponistin durch anspruchsvoll instrumentiertes, kammermusikalisch-klassisch anmutendes Songwriting aus, zieht Clara Luzia heuer regelrecht blank: spartanisch bis zum Minimalismus runtergestrippte Soundarrangements machen die „neue“ Clara Luzia aus, das Spektrum reicht von energiegeladenen Riot-Grrrl-Ausbrüchen über melodiösen Indiepop, Folkrock und emotionale Balladen. Keyboarder Julian Simmons übernahm die Produktion und musste nur ab und zu Claras Tempo drosseln, um den Songs nicht die Tiefenwirkung zu nehmen. Das ist ihm gut gelungen, schließlich lassen sich so die wundervoll wehmütigen Jangle-Gitarrenparts genießen, die sonst vielleicht überhört würden. Claras Neuerfindung ihrer selbst überzeugt auf ganzer Linie: Mit „Here’s to Nemesis“ reiht sich Clara Luzia neben den zurzeit so beliebten wie erfolgreichen Riot-Songwriterinnen wie Courtney Barnett, Waxahatchee oder Girlpool ein. Zu Songs wie „Cosmic Bruise“ kann frau super abgehen; ihre nachdenkliche, dramatische Ader hat sich Clara Luzia dennoch bewahrt, was die Lyrics von „The Drugs Do Work“ und „Shipwreck“ unter Beweis stellen. Mutig ist auch Clara Luzias Coverversion von Lana Del Reys „West Coast“, die dem Stück ungewohnte Rockigkeit verleiht – sieht so aus, als stünde Clara Luzia mit Nemesis auf du und du.
CD, 2015, 10 Tracks, Label: Asinella/ Broken Silence
Christina Mohr04.11.2015