Courtney Barnett
“Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit“
Es war ja schon seit “The Double EP: A Sea of Split Peas” klar: Courtney Barnett ist echt ‘ne Marke. Die australische Gitarristin und Singer-/Songwriterin (ein Begriff, der in Bezug auf Barnetts Musik viel zu betulich wirkt) belebt nicht nur die Post-Grunge-Slacker-Ära der Neunziger Jahre wieder, sie ist auch eine der originellsten Storytellerinnen, die man je gehört hat. Sie erzählt von Sachen, die so dermaßen Nicht-Rock’n’Roll sind, dass sie es deswegen natürlich erst recht sind: Wie man eine Rose aus einer Karotte schnitzt zum Beispiel, oder von Asthmaanfälllen während Liveauftritten. Ihr sehnlich erwartetes Debütalbum „Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit“ (großartiger Titel, ganz nebenbei) platzt vor skurrilen Geschichten nur so aus den Nähten: Tote Füchse, Mohnblumen, Bio-Essen und Aufzugmechaniker bilden Kulisse und Personal für Courtneys Texte, die die Hörerin unmittelbar mitten in den vermeintlich banalen Alltag schicken – der eine Katastrophe nach der anderen bereithält. Barnett behandelt sich bzw. ihr erzählendes Ich nicht gerade schonend: Sie sinniert darüber, ob man überhaupt bemerken würde, wenn nicht sie zu einer bestimmten Party ginge, oder versagt im Video zu „Pedestrian At Best“ als Jahrmarkt-Clownin. Musikalisch klingt Barnetts Indie-Gitarren-Grunge runder und selbstbewusster als auf den EPs, die vor „Sometimes…“ erschienen: Wer auf die Lemonheads, Veruca Salt oder Barbara Manning stand, kann gar nicht anders, als Courtney Barnett zu lieben. Aber obacht: Wer beim Konzert zu dicht an der Bühne steht, findet sich möglicherweise als skurrile Figur auf der nächsten Platte wieder!
CD, 2015, 11 Tracks, Label: Marathon
Christina Mohr11.05.2015