Nadine Shah
“Fast Food“
Wer bisher Nadine Shahs Musik nur gehört, sie aber noch nicht live gesehen hat, könnte sich durchaus wundern über den handfesten Humor, den die hochgewachsene Britin mit pakistanisch-norwegischen Wurzeln auf der Bühne verbreitet. Mit rauchiger Stimme reißt Shah wodkagetränkte Witze, was einen eigentümlichen und sehr sympathischen Kontrast zum düsteren Gothic-Blues ihrer Musik bildet – aber schließlich neigt ja auch Nick Cave, mit dem Shah oft verglichen wird, zum auflockernden Spruch. Überhaupt wird Nadine Shahs Name gern im Zusammenhang mit anderen MusikerInnen genannt, zum Beispiel mit PJ Harvey und Anna Calvi, wobei sie mit ersterer den Hang zur Moritat, mit letzterer das vibrierende, samtige Timbre in der Stimme gemein hat. Mit ihrem zweiten Album stellt Shah indes eindrucksvoll klar, dass sie eine absolut eigenständige und unvergleichliche Künstlerin ist: Stand auf ihrem Debüt „Love Your Dum And Mad“ neben besagtem dunklen Gesang ihr Klavierspiel im Mittelpunkt, ist „Fast Food“ variationsreicher instrumentiert. Mit Gitarre, Elektronik und Bläsern reichert Shah ihre erneut von Depeche-Mode-Producer Ben Hillier arrangierten Stücke an; das Wechselspiel von Sprödigkeit und Leidenschaft kommt diesmal noch intensiver heraus als auf dem Erstling. Von barocker Üppigkeit will Shah auch jetzt nichts wissen, minimalistisch sind Songs wie „Washed Up“ oder „Big Hands“, dabei unterschwellig bedrohlich, ungemütlich. „Fool“ ist, wie die meisten anderen, ein Song über Liebe: „Ich wusste gleich, dass du auf Jack Kerouac stehst“, singt Shah ganz fatalistisch, und man ahnt, dass sie auf der Bühne einen coolen Spruch über derart „romantische“ Beziehungen bringen wird. Tolle Frau, tolles Album.
CD, 2015, 10 Tracks, Label: Apollo Records
Christina Mohr28.04.2015