Jenny Wilson

“Demand The Impossible“

„Demand the Impossible“, drittes Album der schwedischen Elektromusikerin Jenny Wilson, ist aus verschiedenen Gründen bemerkenswert – und sehr gut, ganz nebenbei. Beim ersten Hördurchgang fällt zunächst die stilistische Bandbreite auf: Von pulsierendem, kühlen und doch leidenschaftlichen Elektro im Geiste von The Knife (mit denen Wilson schon früher zusammenarbeitete), über modernen Soul bis TripHop spannt sich der Bogen und trotz vieler Details wie vocoder-verzerrter Stimme, antiken Synthiesounds und filmmusikgerechten Instrumentaleffekten bildet sich ein kohärentes Ganzes. Über allen zwölf Tracks liegt eine dunkle Endzeitstimmung – sowohl musikalisch als inhaltlich. Jenny Wilson ist eine politisch bewusste Person, was sich in ihren Texten manifestiert: „Libraries are shutting down / Schools are burning down / Our Leaders must fall down and let the women wear the crown / Let them take over“ (“University Of My Soul”) – linksgerichtet, feministisch, explizit. Selten genug im Pop, bei Wilson stets präsent, auch Songs wie “Opposite” und „The Future“ lassen keinen Zweifel an ihrem Engagement. Doch „Demand The Impossible“ hat noch eine weitere, tragische Dimension im Privaten: Das Album entstand nach Wilsons überstanden geglaubter Brustkrebserkrankung, die während der Aufnahmen wieder ausbrach. Die ganz konkrete Todesbedrohung schlägt sich in düsteren Tracks wie „Mean Bone“ und „Pyramids (Rose Out Of My Pain)“ nieder – zu denen frau trotzdem tanzen kann, nein muss: Fuck you, Death! In „Autobiography“ singt Wilson: „The scar is my only proof / the scar is my autobiography“. Starke Frau, beeindruckende Platte.

CD, 2015, 12 Tracks, Label: Crunchy Frog

Christina Mohr

11.03.2015