Lyambiko
“Muse“
Das neue Album der deutschen Jazz-Sängerin Lyambiko passt thematisch bestens zu Melodiva. Auf „Muse“ hat Lyambiko, die sonst gerne auch Songs von Gershwin und anderen männlichen Vertretern aus dem Great American Songbook singt, Stücke ausgewählt, die alle aus Frauenfedern stammen. Das betrifft sowohl die Musik als auch die Texte der 14 Songs auf diesem Album. Lyambiko fügt sie zusammen zu einer eigenen kontemporären musikalischen Geschichte. Den Titeltrack, ein swingend-leichtes Jazz-Stück, hat die Berliner Musikerin Fumi Udo geschrieben. Weitere Musen aus Berlin sind die Pianistinnen Aki Takase, deren minimalistische Ballade „Looking For Love“ Lyambiko auf Japanisch wiedergibt sowie Julia Hülsmann, die Emily Dickinson Poem „I Went To Heaven“ vertont hat. Zu Lyambikos Musen-Auswahl gehören auch Ann Ronell, deren Jazz-Standard „Willow Weep Form Me“ die Sängerin kraftvoll und klar intoniert sowie Consuela Velàsquez, die mit dem Latin-Standard „Besame Mucho“ vertreten ist. Von Lyambiko selbst ist ebenfalls ein Track zu hören, „Spring“, ein leichtes, munter-swingendes Jazzliedchen.
Ein Stück hat sich doch noch in diese Musen-Auswahl geschlichen, das von einem Musiker stammt. Komponiert hat „Goodby Pork Pie Hat“ Charles Mingus, den Text dazu schrieb jedoch Joni Mitchell, womit wir doch wieder beim Weiblichen wären. Männlich ist auch der Instrumental-Support, denn Lyambiko wird wie immer von ihrer eingespielten Herrencombo begleitet. Pianist Marque Lowenthal liefert bei den meisten Stücken die einleitenden, sanft perlenden Takte, während Bassist Robin Draganic und Schlagzeuger Heinrich Köbberling routiniert die wandlungsreiche Stimme von Lyambiko ergänzen. Das Ganze ist wie immer ein gekonnt zusammengeschnürtes Paket aus groovigem Jazz, souligem Blues und luftigen Balladen, das eingängig ins Ohr geht und relaxten Hörgenuss bietet.
CD, 2015, 14 Tracks, Label: Sony
Tina Adomako14.03.2015