Nneka

“My Fairy Tales“

„Count your blessings, name them one by one“, heißt es in „Surprise“, einem Song von Nnekas neuem Album „My Fairy Tales“: Sie wolle Hoffnung verbreiten, sagt die in Nigeria geborene und in Deutschland aufgewachsene Songwriterin – und vor allem nicht die Vorurteile reproduzieren, die Afrika als unterentwickeltes Land darstellen, das für immer auf die Hilfe reicher Staaten angewiesen ist. Nnekas vierte Platte ist ihre erste Independent-Veröffentlichung und damit ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Selbstbestimmung: Fast alle Stücke wurden in Frankreich aufgenommen und produziert, wo sich Nneka regelmäßig aufhält und sich als Teil der afrikanischen Community versteht. Afrika steht musikalisch und textlich im Zentrum der neun Songs – neben dem übergreifenden Thema Liebe als globale, universale und individuelle Kraft. Stärker noch als auf dem Vorgängeralbum „Soul Is Heavy“ schöpft Nneka aus dem großen Füllhorn schwarzer Musik: Reggae, Off-Beat, Dub, Funk, Soul und 90er-Techno-Elemente („In Me“) verbinden sich zu einer tanzbaren, positiv aufgeladenen Mischung, die die Sonne in den hiesigen grauen Winter bringt. Nneka begnügt sich aber nicht mit happy vibes, in den Lyrics prangert sie die Gräueltaten von Boko Haram an („Pray For You“) und spricht sich für vorbehaltlose Akzeptanz aus („Babylon“). Dass sich die Welt nicht von heute auf morgen zum Besseren ändern wird, weiß Nneka natürlich auch – hoffen wir mit ihr, dass ihre Ideen keine „fairy tales“ bleiben.

CD, 2015, 9 Tracks, Label: Bushqueen Music

Christina Mohr

01.03.2015