Tanya Tagaq

„Animism“ ist das vierte Album der kanadischen Inuk-Sängerin Tanya Agaq und es ist so faszinierend wie verstörend. Wie ein schräger Thriller fesselt er die Aufmerksamkeit und lässt einen doch manchmal ratlos zurück. Agaq und ihre Mitstreiter, allen voran der Geiger Jesse Zubot, sowie Schlagzeuger Jean Martin und DJ Michael Red, verweben in ihren vielschichtigen Tracks naturgewaltige Vergangenheit und digitale Zukunft zu einem sphärischen und dichten Klangkosmos. Die Stücke entstanden aus Improvisationen im Studio, in denen sich die Künstlerin im gemeinsamen Spiel mit ihren Mitmusikern von bestimmten Gefühlen, Erlebnissen, Träumen oder Gedanken leiten ließ. Diese Improsequenzen entwickelte sie zu Kompositionen weiter. Mit ihrem Kehlkopfgesang, den sie von der traditionellen Call-and-Response Technik der Inuit zu ihrem ganz eigenen Sologesangsstil transformiert hat, schafft sie tranceartige Collagen, die von diversen elektronischen Sounds und Beats unterstützt werden. Orchestrales von Posaune, Flügelhorn und Violinen bildet einen ungemein ausdrucksstarken Kontrast. Das ist eine eigenartige, aber auch einzigartige Musik, die vorsprachliche Erfahrungen, das kulturelle Erbe der Menschheit, die spirituelle Welt und die digitale ferne Zukunft gleichermaßen anzusprechen scheint. Irgendwie nicht von dieser Welt.

MELODIVA CD Tipp Januar 2015