Sarah Ferri
“Ferritales“
“Ferritales” ist bereits ein Renner in Belgien, der Heimat der Musikerin mit den italienischen Wurzeln, und die Presse sieht sie schon als Nachfolgerin der großen Jazzdiven der 50er und 60er Jahre: Sarah Ferri. Da passt es, dass sie Ella Fitzgerald, Billie Holiday und Nina Simone zu ihren Vorbildern zählt. Der Gypsy-Hit „On My Own“ dürfte den meisten schon im Ohr sein, aber es lohnt sich, auch noch alle anderen Akustikperlen anzuhören. Schon das großartige „Were You There“, in denen sie sich in ekstatische Höhen aufschwingt, zeigt das Potential der Künstlerin, die sich selbst als romantisch bezeichnet und ein Faible für Nostalgie hat. So blitzen in ihren Songs immer wieder Erinnerungen auf, an Musicals der 50er oder 70er, wie beim ironischen „A Place On The Moon“, wo sie, von süßen Schmelzchören begleitet, ihrem Lover mitteilt, dass sie es satt hat, ihr Temperament immer zügeln zu müssen. Im augenzwinkernden „Watch Out Lady“ warnt sie die Frauen vor abgehalfterten Mackern, die nur auf ein „sauberes weißes Laken“ aus sind. Dieser leichtfüßige und beschwingte Gypsy-Jazz-Pop mit ihrem alten Steinway Piano, Kontrabass, Akustikgitarre und Besenschlagzeug geht ohne Umwege ins Ohr und von da direkt in die Beine. Doch wer denkt, diese Dame sei (nur) lebenslustig und süß, der irrt: selbst Liebeslieder wie „A Jacket For The Cold“ können mittels Ferri’s durchaus vorhandener Rockröhre und den Twangwang-Spaghettiwestern-Gitarren in Düsternis enden und es kommt wohl nicht von ungefähr, dass sie sich auf Cover und Booklet wie eine zweite Frida Kahlo mit Früchten in weißen Laken räkelt oder von Amor’s(?) Pfeil durchbohrt im Seerosenteich schwimmt. „Ich bin ein Schwamm, bringe alles zusammen, was ich liebe, wie in einem Cocktail“, sagt sie selbst. Diesen Cocktail solltet Ihr probieren.
MELODIVA CD Tipp Oktober 2014
CD, 2014, 12 Tracks, Label: Jazzhaus Records
Mane Stelzer11.11.2014