Jhené Aiko

“Souled Out“

Die 26-jährige Jhené Aiko wird als die neue R’n’B-Hoffnung gefeiert, als neue Sade und weiblicher Frank Ocean – aber frau weiß ja, dass solcherlei Vorschusslorbeeren und Vergleichen mit Skepsis zu begegnen ist, oft sucht die Öffentlichkeit nur nach möglichst plakativen, werbewirksamen Claims.
Umso schöner ist es natürlich, wenn das vorausgegangene Lob berechtigt ist: Aiko, deren Vorfahren aus so vielen verschiedenen Ländern stammen, dass man sie eine echte Weltbürgerin nennen kann, ist in der Tat eine vielversprechende neue Stimme. Dabei ist Jhené Aiko kein völlig unbeschriebenes Blatt, sie war bereits mit Lauryn Hill, Drake und Rapper Nas auf Tour, schon seit mehr als zehn Jahren ist sie eine begehrte Gastsängerin für HipHop- und Rapstars wie Kanye West und Kendrick Lamar. Für ihr eigenes Album schrieb sie alle Songs und fungiert auch als Producerin – „Souled Out“ ist demnach ein eigenständiges Werk, das alle Anforderungen des Zeitgeists erfüllt: Aiko featuret einen smoothen Mix aus Nu Soul und sanften HipHop-Anleihen, ambitionierte Beats, melodiöses Songwriting und ihre emotionale, wandelbare Stimme. Die Singles „To Love And To Die“ und „The Worst“ fanden zu Recht sofort den Weg in die Charts. Und doch wünscht man einer talentierten Frau wie Aiko ein bisschen mehr Mut zu Ecken und Kanten – um tatsächlich zu einer Erneuerin des R’n’B zu werden.

CD, 2014, 12 Tracks, Label: Def Jam/Universal

Christina Mohr

22.09.2014