Silke Hauck

“Bad Weeds Grow Tall“

Eine Ausnahmesängerin ist sie – der Gemeinplatz sei mir erlaubt! Wie sie ihre warme, jazzig-bluesige Stimme einsetzt, wie sie wie ihr Vorbild Billie Holiday mit spielerisch-eleganter Leichtigkeit durch die Harmonien gleitet, das muss man als die hohe Kunst des Popgesangs bezeichnen. Seit 1992 ist die Sängerin in der Mannheimer Szene aktiv, hat etliche Alben veröffentlicht, bekannte Kollegen wie Herbert Grönemeyer oder Xavier Naidoo mit Backgroundgesang unterstützt, ein Buch geschrieben und ist europaweit getourt. Nun also das neue, englischsprachige Album: Unkraut vergeht nicht, so könnte man den Titel übersetzen, und als „böses“, laszives Mädchen gibt sie sich auf dem Cover. Die – diesmal zumeist nicht – selber geschriebenen Songs bewegen sich zwischen ungemein melodiösen Balladen („Ain’t No Love Without“, „Miss You No More“, „If You Ever“) und groovig-soulig-poppigen Stücken („If I Could“, „Living My Life Alone“); auch sie gehen ins Ohr, nicht wenige haben das Zeug zum Hit. Wer mag, kann sich zwei der Songs als Bonus-Tracks im Dubstep- oder Reggae-Stil reinziehen.
Für mich das einzige Manko: die Begleitung. Entgegen früherer Alben wird sie nicht von einer Band geliefert, sondern vom „Programming“. Die Tiefe, die Seele der wunderbaren Stimme, die sorgfältig gesetzten Backing Vocals leiden unter dem krachigen Drumsound, den elektronischen Bläsersätzen. Re:pop nennt Frau Hauck ihre Musik – hier hätte ein bisschen mehr Re(tro) nicht geschadet…

CD, 2014, 16 Tracks, Label: 7jazz

Fee Kuhn

14.09.2014