Laura Winkler & Wabi-Sabi Orchestra
“Paper Clips“
„Paper Clips“ ist das Debüt der Grazer Musikerin Laura Winkler und ihrem zwölfköpfigen Orchester (inklusive Chor) „Wabi-Sabi“, was aber nichts mit dem japanischen Meerrettich zu tun hat, sondern vielmehr japanisch ist und mit „die Schönheit im Schlichten“ übersetzt werden kann. Der Ausgangspunkt ihres Werkes war eine Masterarbeit, die sie bei dem amerikanischen Schlagzeuger John Hollenbeck geschrieben hat und in der sie sich vornahm, vom klassischen Bigband-Konzept weg, hin zu neuen Begegnungsmöglichkeiten innerhalb einer großen Gruppe zu kommen. Das Ergebnis sind abgefahrene, spannende Episoden, in denen man nie weiß, was als Nächstes kommt; mal kammermusikalisch, dann auf die Stimmen fokussiert, mal rückt die eine Gruppe, dann wieder die andere in den Vordergrund, ohne eine/m ganz das Feld zu überlassen. Soli im klassischen Sinn sucht man wohltuend vergeblich. Winkler hat sich in ihren Kompositionen von dem japanischen Bestseller-Autor (und Jazzfan) Haruki Murakami inspirieren lassen und leiht seine Lyrics in den genialen, fast schon musical-artigen A Cappella-Stücken „Dance I“ und „Dance II“ und im furiosen „Sandstorm“. Die Frau traut sich was und wird belohnt – ihren Abschluss an der Universität der Künste Berlin machte sie mit Auszeichnung, ihr Lehrer Greg Cohen sieht sie bereits als Nachfolgerin von Gil Evans, John Zorn und Frank Zappa.
MELODIVA CD Tipp, Mai 2014
CD, 2014, 11 Tracks, Label: Traumton
Mane Stelzer27.05.2014