Yasmine Hamdan
“Ya Nass“
Die in Beirut geborene Musikerin Yasmine Hamdan gilt im Mittleren Osten als Underground-Ikone, mit ihrem Duo Soapkills, der wohl ersten arabischsprachigen Indie-Electro-Band, hat sie bereits 4 Alben veröffentlicht. Jetzt kommt ihr erstes Soloalbum heraus. Als Kind musste sie zur Zeit des libanesischen Bürgerkrieges mit ihrer Familie emigrieren und wuchs zwischen Abu Dhabi, Griechenland und Kuwait auf. In ihrer Pubertät kehrte sie dann in eine zerstörte Stadt zurück und versuchte einen Neuanfang. Diese Erfahrung war prägend: „Ich fühlte mich immer deplatziert im Libanon, erst die Musik gab mir einen Ort, der arabisch war, zu dem ich eine Beziehung spürte – und an dem ich mich wohlfühlte“. Es war die Musik der großen arabischen Sängerinnen der 40er und 50er Jahre, die sie fasziniert hat und an die sie mit ihrem Debüt anknüpfen will. Mit Marc Collin von Nouvelle Vague machte sie sich ans Werk, Songs für „Ya Nass“ („Hey, Leute“) zu schreiben. Ein Gegenstück zu all den Stereotypen der arabischen Extreme soll es sein, die Vielfalt zeigen, ohne die Künstlerin auf das Image der „guten Araberin“ zu reduzieren. Zwar bleibt das wahre Ausmaß dieser Vielfalt und somit ein Großteil ihrer Kunst für die meisten von uns verborgen – sie spielt mit verschiedenen arabischen Dialekten aus Libanon, Kuwait, Palästina, Ägypten und dem der Beduinen – aber die Musik spricht für sich. Ihre tiefe Stimme wird perfekt von der traumverlorenen, sphärischen Indie-Popmusik untermalt. Da wundert es nicht, dass der Song „Hal“ in Jim Jarmush’s neuem Film über die Liebe zweier Vampire („Only Lovers Left Alive“) vorkommt.
MELODIVA CD Tipp Juni 2013
CD, 2013, 13 Tracks, Label: Crammed Discs
Mane Stelzer02.07.2013