Cäthe
“Verschollenes Tier“
Auch der zweite Longplayer von Catharina Sieland aka Cäthe, 2 Jahre nach ihrem erfolgreichen Debüt „Ich muss gar nichts“, ist ein Knaller: elektrisierend, kraftvoll, rotzig – Cäthe lässt darauf ihr im Alltag „verschollenes Tier“ raus in die Welt, damit es atmen kann. Keine Frage, diese Künstlerin will nicht verstecken und nichts vorgeben, was sie nicht ist. „Was mich antreibt? Spielfreude! Wenn ich eine Idee habe, vergesse ich zu essen und zu schlafen, bin nicht erreichbar und freue mich unbändig mit mir ganz alleine“, sagt die 30jährige Musikerin über den Prozess des Songschreibens. Mit Reibeisenstimme singt und schreit sie ihre Geschichten, verwebt Alltagssprache und Poesie. In „Gelbe Kartons“ hält sie die Zeit des Mauerfalls stimmungsvoll fest, sie, die kurz vor der Wende siebenjährig mit ihrer Familie aus der DDR nach Baden-Württemberg ausreist: „Stürz dich mit mir in die See / Durst ist schlimmer als Heimweh“. Oder wie in „Tabula Rasa“: „Weck mich auf und deck mich zu / mach Krawall und komm’ zur Ruh / du machst gern Tabula Rasa“ – das sind die Zeilen, die ihre Lieder zu Poesie machen und die im Ohr bleiben als wunderschöne Sehnsuchts-Liedfetzen. Kleine Momente werden bei ihr zu großen.
MELODIVA CD Tipp Juni 2013
CD, 2013, 14 Tracks, Label: Deag Music/Sony
Mane Stelzer30.06.2013