Iris Romen
“Vintage Gal Hour“
Stimmig ist es, das Solodebüt der in Berlin lebenden gebürtigen Holländerin. Das „kleine Schwarze“ und das Satinhaarband, das sie auf dem Coverfoto trägt, der Cognacschwenker auf der Rückseite zeigen es uns: Es sind die 50er und 60er Jahre, die es ihr angetan haben. Und die anscheinend im heutigen digital-kalten Zeitalter für viele Zeitgenossen ein warm-verklärtes, vergangenes Dorado der echten Emotionen darstellen. Und so hat sie, zusammen mit dem Produzenten Jonny Bluth, in zwei Jahren 12 eigene Songs aufgenommen, die allesamt den Geist der alten Tage atmen: Punktgenau swingt, groovt und jazzt die Combo mit Gitarre, Fender Rhodes, Contrabass, Drums, dazwischen verziert mit einem schönen Cello-Riff oder Glockenspiel. Und Iris, die Jazzgesang studiert hat, zwitschert, juchzelt und jauchzt sich mit ihrem natürlichen, ungekünstelten Sopran in derartige Höhen, dass frau manchmal fürchtet, das könne nicht gut enden – tut es aber. Absolut treffsicher intoniert die Dame! Und alles ist original handgemacht und garantiert analog. Das Titelstück erinnert an eine Mischung aus Django-Filmmusik und James Bond-Song, bei „Tabou“ vermeint man, den Gitarristen der Shadows beim guten alten „Apache“ zu hören, und Billie Jo Spears’ „Blanket on the Ground“ grüßt beim Country-Hit „Growing Pains“. Mein Lieblingsstück: das federleichte „Starnight“. Klasse. Hörenswert. Nicht nur für Nostalgikerinnen.
CD, 2013, 12 Tracks, Label: Chet Records/Kosmo Musik
Fee Kuhn24.06.2013