Françoiz Breut
“La Chirurgie des Sentiments“
Vor ein paar Jahren erschien das durchaus ernst gemeinte Buch „Warum französische Frauen nicht dick werden“ von Mireille Guiliano. Noch lesenswerter wäre allerdings eine Untersuchung darüber, wieso französische Künstlerinnen fast immer formidable Platten aufnehmen – wie jetzt gerade Françoiz Breut. Seit 1997 Breuts erstes Album erschien, wächst ihre Fangemeinde stetig – viele MusikerInnen wie die Go-Betweens bewundern die Nouvelle Chanson-Sängerin, die nebenbei auch noch Kinderbücher illustriert; die Walkabouts coverten ihre Songs, sie selbst sang u.a. mit Calexico. Bis vor kurzem interpretierte Françoiz hauptsächlich die Kompositionen anderer Leute, „La Chirurgie des Sentiments“ ist nach „A l’aveuglette“ ihr zweites Album mit eigenen Stücken und verbindet auf so leichtfüßige wie elegante Weise nostalgisches Chanson-Flair mit modern-urbanem Ansatz. Die Produktion ist klar und minimalistisch, lässt viel Raum für Françoiz’ beeindruckend lässigen Gesang – und besonders viel Spaß werden Leute haben, die des Französischen mächtig sind, denn Mme. Breuts Texte sind böse, witzig, schlau und voller Hintersinn. In „Michka Soka“ ist Breuts kleiner Sohn zu hören, wie er – begeistert nach einem Film über die Temptations – fröhlich singt und mit den Fingern schnipst. Songs wie „Cabinet de Curiosités“ und „Werewolf“ funkeln vor Ideenreichtum und gehen dabei schnell ins Ohr – man wünschte sich Françoiz Breut öfters im Radio, aber darauf sollte man nicht warten, sondern sich ganz schnell „La Chirurgie des Sentiments“ besorgen.
CD 2012, 11 Tracks, Label: le pop musik
Christina Mohr29.10.2012