Ellie Goulding

“Halcyon“

Normalerweise bin ich ja sehr skeptisch in Bezug auf KünstlerInnen, die –zig Awards gewinnen, binnen kürzester Zeit zum Medienliebling aufsteigen und überdies auch noch bei royalen Hochzeiten und für amerikanische Präsidenten singen. Dennoch kann ich mich der Faszination, die von der britischen Musikerin und Sängerin Ellie Goulding ausgeht, nicht entziehen – obwohl sie (so muss man es wohl sagen) auf ihrem zweiten Album „Halcyon“ alle derzeit angesagten Register zieht. Gouldings beeindruckende Stimme, die in Präsenz und Volumen höchstens noch von Adele getoppt werden kann, schwingt sich über gloriosen Arrangements in entrückte Höhen („Anything Could Happen“, „My Blood“, „Explosion“) und wirkt bei aller Nähe zu Björk, Zola Jesus und Florence Welch doch irgendwie geerdet. Gut möglich, dass Ellies Boyfriend Skrillex für die nötige Portion Coolness sorgt, aber höchstwahrscheinlich weiß Goulding selbst, dass ihre emotionale Musik clubbige Elektronik- und Dubstep-Elemente gut verträgt, um nicht allzu bombastisch rüberzukommen („Figure 8“, „Atlantis“). Denn bei aller Perfektion und Mainstreamtauglichkeit spürt man auf „Halcyon“, dass Goulding eine Herzblutkünstlerin ist, der Musik und Texte am Herzen liegen und die aber auch zu breitwandig angelegten Cinemascope-Effekten nicht „nein“ sagt. „Halcyon“ ist dramaturgisch perfekt komponiert –verhaltener Anfang, dramatische Steigerung, Chillout am Schluss mit „Dead in the Water“ – und hält bei den Bonustracks eine echte Überraschung bereit: „I Need Your Love“ ist ein überschäumender, beatlastiger Dancetrack in Kooperation mit Calvin Harris, wo Goulding zeigt, dass sie auch feiern kann.

CD, 2012, 14 tracks, Label: Universal

Christina Mohr

25.10.2012