Shawn Colvin

“All Fall Down“

Shawn Colvin ist eine der führenden Vertreterinnen des „New Folk“, eine Musikrichtung, die sich in den 80er Jahren aus der „Heimatmusik“ der USA, dem Country & Western-Sound, entwickelte. Mit ihrem Debütalbum „Steady On“ wurde die Sängerin 1989 prompt mit einem Grammy Award für das beste Contemporary Folk Album ausgezeichnet. Auch ihr zweites Album „Fat City“ wurde für den begehrten Musikpreis nominiert. Seitdem ist die Frau mit der warmen, leicht melancholischen Stimme mehrfach nominiert und ausgezeichnet worden und seit über 20 Jahren fest in der Country- und New Folk-Szene verankert. Nach einem kurzen Abstecher in die Gefilde des Jazz (ihr letztes Album „Shawn Colvin Live“ nahm sie 2009 im Yoshi’s Jazz Club in San Fransisco auf) kehrt die Sängerin mit ihrem 8. Studioalbum „All Fall Down“ zurück zum Folk. In Nashville, Tennessee aufgenommen und mit Unterstützung von Folk-Legenden wie Emmylou Harris, Alison Krauss und Jakob Dylan, hat das Album musikalisch den ausgeprägten Country Sound ihrer früheren Scheiben. Klagende Songs von Liebesverlust und Trauer gehören zu diesem Genre wie die verzerrte Gitarre zum Heavy Metal. Wobei Shawn Colvin in ihren Liedern dem typischen Herz-Schmerz–Gesülze eine viel komplexere Note gibt, und in manchen Songs sogar recht politisch wird. Auf dem zweiten Track „American Jerusalem“ z.B. besingt sie krasse soziale Unterschiede: während sich Obdachlose in den frühen Morgenstunden einen Platz zum Schlafen suchen, kommen die Yuppies aus den angesagten New Yorker Clubs, wo sie gerade Hunderte von Dollars für Spaß und Modedrogen ausgegeben haben. „Somebody must have got double / cuz I got none“ singt Shawn, und die Botschaft ist klar – American Jerusalem, das ist nicht nur New York, sondern überall. Übrigens: Zeitgleich mit dem neuen Album hat Shawn Colvin ihre Memoiren unter dem Titel „Diamond in the Rough“ veröffentlicht.

CD, 2012, 11 Tracks, Label: Nonesuch

Tina Adomako

29.08.2012