Lianne La Havas

Alle lieben Lianne La Havas – und wie bei allen Hypes darf man auch bei der britischen Sängerin mit jamaikanisch-griechischen Wurzeln erstmal skeptisch sein. Im vergangenen Herbst legte La Havas einen umjubelten Auftritt in Jools Hollands’ kultiger TV-Show hin, ihr Vintage-Outfit inklusive Duttfrisur und der smarte Soul-Jazz-Pop begeisterten ganz England. Diese Begeisterung schwappt jetzt auch nach Deutschland über, alle Frauen- und Musikzeitschriften äußern sich höchst angetan über La Havas’ Debütalbum „Is Your Love Big Enough?“ und prophezeien Miss Havas eine goldene Zukunft. Und wirklich, der Hype ist berechtigt: die Platte ist angenehm sparsam arrangiert, ganz im Gegensatz zum derzeit angesagten Über- und meistens auch Kaputtproduzieren. Die zwölf Songs bewegen sich vorwiegend in zurückhaltendem Midtempo, es ist im besten Sinn viel Platz auf diesem Album – für jeden einzelnen Ton, für Gedanken, Gefühle, Assoziationen. Der Gesang ist sanft und schwebend, dabei soulful-emotional und erinnert an große Stars wie Billie Holiday, Erykah Badu oder Tracey Thorn. Die Texte, alle von Lianne selbst geschrieben, sind überwiegend nachdenklich, manchmal aber auch augenzwinkernd-bissig wie in „Age“, einem Song, in dem sie sich über einen alternden Freund lustig macht. Es ist Lianne, ihren Begleitmusikern und Producern hoch anzurechnen, dass sie „Is Your Love Big Enough?“ nicht als überwältigendes Hitalbum konzipierten, sondern die Liebe zu zeitloser Musik in den Mittelpunkt stellten. Songs wie „Forget“, „Lost & Found“ oder „Everything Everything“ hätten genau so auch 1967 oder ’84 erscheinen können und das ist an dieser Stelle ausdrücklich als Kompliment gemeint!