Saint Saviour

“Union“

St. Saviour´s Priory ist ein Armenhaus in East London, in dem zu Charles Dickens‘ Zeiten hauptsächlich die Kinder von Prostituierten untergebracht wurden. Kein glamouröser Ort also, sondern ein sehr trauriger, nach dem sich die Künstlerin Becky Jones aus Stockton-on-Trees alias Saint Saviour benannt hat – und das, obwohl sie als Sängerin der Dance-Formation Groove Armada durchaus glamouröse Nächte in ebensolchen Hotels verbrachte. Aber um Glam und Glanz geht es Saint Saviour nicht: schon vor vielen Jahren arbeitete sie alleine an Computer und Klavier an ihren Songs, die sich mit so unbequemen Themen wie Umweltzerstörung, Krankheit und Tod befassten. Nach dem Groove Armada-Intermezzo ist Jones/Saviour mit ihrem Soloalbum “Union” zu ihrem ursprünglichen Ansatz zurückgekehrt: intensive Balladen, mal elektronisch, mal am Piano inszeniert, eindringliche Lyrics, die nichts mit oberflächlichem Club-Hedonismus gemein haben. Das Beeindruckendste an Saint Saviour aber ist ihre Stimme: sirenenhaft, emotional; vergleichbar mit Kate Bush, Sineád O’Connor und Florence Welch. Wie ein elektronifizierter Engel klagt sie in “Reasons”, das nur vordergründig ein Liebeslied ist und bei genauerem Zuhören seinen tragischen Inhalt offenbart. “This Ain´t No Hymn” oder “The Rain Falls On the Just” und “I Call This Home” sorgen für permanente Gänsehaut – distanziert und unerreichbar einerseits, gleichzeitig hypnotisch und fesselnd. Das Erfolgsduo Hurts engagierte Saint Saviour als Support auf ihrer letzten Tour, weshalb sie auch hierzulande schon vielen Leuten bekannt sein dürfte. Aber Saint Saviour schafft es auch ohne Unterstützung, daran gibt es keinen Zweifel.

CD, 2012, 13 Tracks, Label: Surface Area

Christina Mohr

27.06.2012