Susanne Alt

“How To Kiss“

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Das stimmt bei Susanne Alt, der die Musik offensichtlich in die Wiege gelegt wurde. Die Eltern der gebürtigen Würzburgerin sind Musiker und Musiklehrer, es wundert daher nicht, dass die Tochter im Alter von 18 Jahren den prestigeträchtigen Siemens-Jazz-Förderpreis gewann. Danach ging es zum Musikstudium in die Niederlande, wo die Saxophonistin bis heute lebt und zur Amsterdamer Jazzszene gehört. Vor kurzem ist ihr neues Album „How To Kiss“ erschienen. Anleitung zum Küssen? Den Sound für das zärtliche Aufeinandertreffen zweier Lippenpaare stelle ich mir anders vor – romantischer, ruhiger, etwas Balladen-lastiger. Auf ihrem neuen Album präsentiert die Saxophonistin Susanne Alt hingegen richtig funkige Beats. Da will frau mit den Fingern schnippen, will mit den Füssen wippen, fühlt sich streckenweise stark an Maceo Parker erinnert und will tanzen, aber küssen? Nein, dafür versprühen die Tracks auf diesem Album zu viel groovige Energie und Vitalität. Ob es sich um das Titelstück handelt, mit dem das Album temporeich öffnet, oder um ihre Coverversionen von James Browns „Cold Sweat“ oder Marvin Gayes „What’s Goin On“ – Susanne Alts Sax-Soli und ihr In- und Out-Spiel sind fetzig und rasant. Von den 13 Tracks gehen nur zwei Stücke in eine etwas ruhigere Richtung. Das ist zum einen der Jazz-Standard „Willow Weep For Me“, auf dem die übrigen Bandmitglieder etwas mehr in den Hintergrund treten und dem Saxophon den Raum für ein mäanderndes Solo überlassen. Zum anderen ist das die Ballade „Just a little loving“, mit der das Album abschließt, und mit der die Saxophonistin ihr Gesangsdebüt gibt. So wirklich etwas Neues für die Ohren bietet das Album zwar nicht, aber es macht trotzdem richtig Spaß, anzuhören.

CD, 2012, 13 Tracks, Label: O-Tone

Tina Adomako

15.05.2012