Speech Debelle

“Freedom of Speech“

Vor drei Jahren wurde Rapperin Corynne Elliot alias Speech Debelle für ihr Debütalbum „Speech Therapy“ mit dem Mercury Prize ausgezeichnet. Klang Speech Debelle darauf noch ziemlich zurückhaltend, abwartend und suchend, legt die Südlondonerin bei ihrer neuen Platte „Freedom of Speech“ eine gehörige Schippe Selbstbewusstsein drauf. Das schlägt sich vor allem musikalisch nieder: heftiger, harter Crossover aus Rock und HipHop, aber auch Soul und Disco, gemixt aus programmierten und „echten“ Beats bilden den Rahmen für Debelles Lyrics, die größtenteils unter dem Eindruck der Londoner Krawalle im vergangenen Jahr entstanden sind. „Blaze Up A Fire“ (feat. Roots Manuva and Realism), das oldschool-hiphoppige „Live for the Message“, „X Marks the Spot“ und die Single „Studio Backpack Rap“ dokumentieren Speech Debelles politische awareness, das eingängige “I´m With It” oder “Angel Wings” sind
waschechte Liebeslieder, der Schlusstrack „Sun Dog“ ist so etwas wie Speechs Manifest: roh, tiefgängig, sich selbst entblößend. Speech Debelle hat ihre eigene Sprache gefunden: mit Texten, die emotional, reflektiert und humorvoll sind, und brüchigen, beinah kindlich-zarten Vocals – „Freedom of Speech“ hat nichts mit rap-typischem Gepose und Namedropping gemein und doch, beziehungsweise gerade deswegen ist Speech Debelle die interessanteste und vielversprechendste Erneuerin des Genres.

CD, 2012, 12 Tracks, Label: Big Dada/Rough Trade

Christina Mohr

07.02.2012