Melanie Dekker

“Here & Now“

Het lekker Meisje – das hübsche Mädchen von nebenan, die beste Freundin, die Kumpeline zum Pferde stehlen, so sieht sie aus, die sympathische junge Kanadierin mit holländischen Wurzeln. In Deutschland trotz Clubtouren noch recht unbekannt, hat sie es in ihrer Heimat schon etliche Male in die Charts, sogar die Top Ten, geschafft. Im Februar kommt sie wieder nach Deutschland und verschickt derweil ihre CD mit handgeschriebenem „I hope you enjoy it“… an die Musikredaktionen.
12 flockig-lockere Songs finden sich auf der von John Maclean produzierten und mit Studiomusikern eingespielten Scheibe. Allesamt dem Genre Singer-Songwriter-Pop zuzuordnen, alle eingängig, mit Texten, die wohl auf ein jüngeres Publikum abzielen, laut Presseinfo ihre Alltagserfahrungen, an denen sie uns teilhaben lässt. Flott gleich das erste Stück „Rich Girl“, mit augenzwinkerndem Text – selbstverständlich sucht das reiche Mädchen einen reichen Jungen, der dazu noch der wahre Traumprinz sein soll. Dann „Just So You Know“, ein verliebtes Paar im Auto braust mit offenem Verdeck durch die Landschaft, der Text einfach, aber bemerkenswert unplatt. Etwas nachdenklicher „Flowers“ – die der Ehefrau nicht mitgebrachten nämlich, die das langsame Scheitern einer ganz normalen Ehe symbolisieren. Mit „Hippie“ bietet Mel, wie sie von ihren Fans genannt wird, Reggae-Rhythmus für Teilzeit-Retros, die die gesellschaftlichen Regeln mal für einen Tag über Bord werfen wollen, stattdessen Gitarre im Park spielen, grünen Tee trinken, Müsli essen und sich als Höhepunkt ein Fläschchen Ökowein gönnen. Sehr schön die Titel gebende Midtempo-Nummer „Here & Now“, wo ihre Mezzosopranstimme besonders zur Geltung kommt. Ja, ihre Stimme: hübsch, rauchzart, nicht sehr umfangreich – auch hier die perfekte Identifikationsfläche für die Mädchen von nebenan. Man muss vor Mel keine Angst haben…
So kommen wir auch zum Schwachpunkt der CD: Ein bisschen zu musikalisch harmlos, zu glatt, zu 4/4-taktig, zu akustischgitarrig, kommen mir die Songs auf die Dauer einher. Mit Ausnahme des „Hippie“ und des endlich mal etwas souligeren „My Soul back“. Melanie schreibt ihre Songs (manchmal mit Co-Autoren) selber – vielleicht sollte sie sich öfter weiter vom Schema wegwagen und ein paar Gimmicks einbauen, wie z.B. bei ihrem früheren Hit „I said I“. Musikgeschichte wird die CD sicher nicht schreiben, aber für here & now ist sie richtig.

CD, 2011, 12 Tracks, Label: Elephant Ears Entertainment

Fee Kuhn

16.01.2012