Sharon Isbin & Friends

“Guitar Passions“

Die amerikanische Konzertgitarristin Sharon Isbin (Jahrgang 1956) hat sich in den letzten Jahren mit zwei Grammys für ihre Alben „Dreams of a world“ (2001) sowie „Journey to the new World“ (2010) in die absolute Topriege der Klassikszene gespielt. Nun folgt mit „Guitar Passions“ ihr neuester Streich, bei dem sie gekonnt durch verschiedene Genres spaziert. Die Leidenschaft für ihre Instrumente ist jedem einzelnem (Gast-)Musiker anzuhören – egal ob es der entspannte Bossa einer Rosa Passos oder das druckvolle Rocksolo eines Steve Morse ist – die Energie dieser MusikerInnen ist in jeder einzelnen Note spürbar. Direkt das erste Stück „Porro“ lässt aufhorchen. Obwohl nur Isbin Gitarre spielt, klingt es so, als wären es zwei. Für das eigentliche Duostück hat sich die Hauptprotagonistin einfach selbst gedoubelt und beide Parts eingespielt und das mit Technik, Ausdruck und einem Ton, der wirklich meisterhaft ist. Das wirkliche Duett „Sonidos de aquel dia“ mit Stanley Jordan setzt noch einen drauf. Die spezielle, weiche Spielweise von Jordan und die kraftvolle von Isbin ergänzen sich perfekt. Ein atmosphärischer, virtuoser Dialog! Das „Adagio“ mit Steve Morse wartet mit einer Überraschung auf. Nach neun Minuten Träumerei wechselt das Lied unerwartet in einen Bossa, über den Steve Morse mit einer ordentlichen Portion Rockattitüde spielt. Titelnummer („Dreamboat Annie“) ist von der Singer/Songwriterin Nancy Wilson geschrieben. Da die bisherigen Nummern rein instrumental waren, bietet dieses Gesangsstück dazu eine schöne Abwechslung. Auch der warme Sound von Klassik- und Westerngitarre fügt sich positiv in das Bild ein. Hervorzuheben ist auch „Carinhoso”, dass durch die grandiose singende Rosa Passos und das dezente Perkussionspiel von Gaudencio Thiago de Mello wie eine Reise nach Brasilien wirkt. Die 40 Grad im Schatten sind bei diesem sich blind verstehenden Trio nahezu spürbar. Der eigentliche Hit dieser CD ist allerdings “O presidente“ mit Paul Winter Gaudencio. Die Melodie des Saxophons hat soviel Wiedererkennungswert, dass sie direkt nach dem ersten Hören nicht mehr aus dem Kopf will. Als Fazit lässt sich sagen, dass „Guitar Passions“ absolut das hält, was der Titel verspricht. Eine virtuose, variantenreiche CD mit TopmusikerInnen. Das Einzige Manko ist, dass keines der Lieder von Isbin geschrieben oder arrangiert wurde, aber das wäre vermutlich auch zu viel verlangt.

CD, 2011, 12 Tracks, Label: Sony Classical

Katrin

06.10.2011