Dota und die Stadtpiraten
“Das große Leuchten“
Die Berliner Sängerin Dorothea „Dota“ Kehr alias „Kleingeldprinzessin“ und ihre Band sind nun schon seit 2003 zusammen – immer noch frisch wie am ersten Tag klingen die Lieder ihrer neuen Live-CD, wiederum selbst produziert und herausgebracht auf ihrem eigenen Label. Genauso konsequent, wie Dota sich Verträgen mit großen Plattenfirmen verweigert, hält sie ihren Stil durch: ein furioser, poetischer, zeitkritischer Bilderreigen über das Großstadtleben, verpackt in musikalische Gewänder von Swing über Reggae, Balkanpop, Polka und Punk bis hin zu berührenden Balladen. Los geht es mit dem swingend-endzeitigen „Kein Morgen“: Man steht ekstatisch-trunken mit ihr in der vollen Kneipe, die Welt ist „sternhagelschön“- allein diese Wortschöpfung ist preiswürdig… Dann das selbstironische „Aber Hey“: Der unglaublich treffsichere Umgang mit der deutschen Sprache bringt einen zum Lächeln. Ein rätselhaft-verstörender Traum ist „Mantel“. Mein Lieblingsstück „Warten auf Wind“ dramatisch rockig, mit poetisch-düsterem Text. „Astronaut“: eine heitere Melodie kontrastiert gekonnt die Lyrics: Da wird von einem sinn- und ziellosen Alltag berichtet, hart an der Grenze zum Bodenverlust… Es rockt der „Tempomat“ und schildert den Stillstand in konstanter Hektik. Und ruhig-schön versöhnt „Zuhause“. Dota dürfte wohl die glaubwürdigste Vertreterin der deutschen Popmusik sein, ihre Texte das Beste, was (hoch)deutsche Poplyrik erreichen und was man sonst eher im Mundartgesang finden kann. Ohne die Musik wäre Dota bestimmt die Nummer-Eins-Poetry-Slammerin, so ist sie nicht nur für Nachdenklichkeit, sondern dazu für einen durchtanzten Konzertabend gut. Einziges winziges Manko des Albums: Die abgedruckten Texte des Booklets erscheinen leider in anderer Reihenfolge als auf der CD, so dass man oft herumblättern muss. Na ja, nicht wirklich ein Manko. Ein bisschen Eigenarbeit des Zuhörers darf wohl sein.
CD, 2011, 16 Tracks, Label: Kleingeldprinzessin Records
Fee Kuhn04.10.2011