Doris Day
“My Heart“
Ach ja, Doris Day: wessen Kindheit hat sie nicht mit herrlich albernen Filmen wie „Ein Pyjama für zwei“ oder„Mitternachtsspitzen“ versüßt? An der Seite von Rock Hudson oder Cary Grant verkörperte die 1924 als Doris May Ann Kappelhoff geborene Miss Day die lustige und asexuelle Kumpelfreundin, die in allen Situationen ihren Mann steht und jederzeit adrett und hübsch aussieht. Dass Doris Day nicht nur Schauspielerin und Komödiantin, sondern auch eine talentierte Sängerin ist, wissen die wenigsten; an ihre Darbietung von „Que Sera, Sera (Whatever Will Be,Will Be) in Hitchcocks „Der Mann, der zuviel wusste“ (1956) erinnert man sich zwar, doch damals wurde im Film ohnehin viel gesungen. Dabei hatte Doris Day schon eine Laufbahn als Sängerin hinter sich, bevor sie ins Filmgeschäft einstieg: seit ihrem 17. Lebensjahr sang sie in Jazz- und Big Band-Formationen, reüssierte auch als Interpretin von Bossa- und Tin Pan Alley-Stücken. Kürzlich tauchten Day-Songs aus den 1980’er Jahren wieder auf, die anlässlich ihrer TV-Show „Best Friends“ aufgenommen wurden, vorwiegend produziert von ihrem 2004 verstorbenen Sohn Terry Melcher. Melcher war in den sechziger und siebziger Jahren selbst eine große Nummer: er produzierte u.a. die Beach Boys und die Byrds. Mit seiner Mama spielte er Popklassiker wie Joe Cockers „You Are So Beautiful“ und „Daydream“ (Lovin’ Spoonful) ein, die neben American Songbook-Standards wie „My One And Only Love“ (aufgenommen mit der Klavierlegende André Previn) und einigen Melcher-Eigenkompositionen auf der soeben erschienenen Compilation „My Heart“ zu hören sind. Das Album wirkt wie aus der Zeit gefallen – angenehme Abwechslung vom ständigen Erneuerungs-Wettbewerb im Popgeschäft. Und: „My Heart“ ist keineswegs ein Abschieds- oder Erinnerungsalbum, Doris Day geht es mit ihren 87 Jahren blendend!
CD, 2011, 12 Tracks, Label: Sony
Christina Mohr20.09.2011