Lindi Ortega

“Little Red Boots“

Wir spielen Wahrsagerin und prophezeien Miss Lindi Ortega eine strahlende Zukunft: Die Kanadierin mit irisch-mexikanischen Wurzeln hat sich mit Leib und Seele der (Alternative) Country Music verschrieben, mit ihrem neuen Album wird sie viele Herzen im Sturm erobern. Das kann zum Teil auch daran liegen, dass Lindi Ortega sagenhaft gut aussieht, aber wir wollen ja nicht so oberflächlich sein – seit 2001 nimmt Ortega Platten auf, „Little Red Boots“ ist die erste mit Major-Unterstützung. Die Gitarristin und Sängerin strickt auf „Little Red Boots“ geschickt an ihrer eigenen Legende: sie etabliert die roten Cowboyboots als Markenzeichen und stiefelt mit ihnen und ihrer Gitarre durch Cowboysaloons, staubige Wüstenkäffer und an endlosen Highways entlang. In den Texten ihrer Songs verhandelt sie die großen Country-Themen Einsamkeit („When All The Stars Align“), Alkohol- und Drogenge- und -missbrauch („All my Friends“) und unglückliche Liebe („Blue Bird“, „Dying Of Another Broken Heart“). Sie huldigt den großen amerikanischen Pop-Helden Elvis Presley und James Dean und präsentiert mit „So Sad“ am Schluss eine traurige Ballade. Fast schon ein bisschen zu passgenau, zu perfekt – wäre da nicht Lindis herrlich selbstironische Art zu singen, die an Dolly Parton, Tammy Wynette und Emmylou Harris erinnert. So bekommt jeder Song eine Portion charmantes Thekenschlampen-Augenzwinkern, ohne das „Little Red Boots“ ein wenig zu glatt und mainstreamig klingen würde. Lindi Ortega bietet Country dasselbe wie Imelda May dem Rockabilly: eine längst fällige und enorm attraktive Verjüngungskur, aber keine Neuerfindung des Genres.

CD, 2011, 12 Tracks, Label: Last Gang Records

Christina Mohr

11.09.2011