Unni Wilhemsen

Das gibt es nicht oft: frau legt eine CD ein und ist sofort hin und weg! Die neue Platte der norwegischen Songwriterin und zweifachen Grammygewinnerin Unni Wilhelmsen ist definitiv so ein Fall. Die mittlerweile siebte („7“!) in Skandinavien, allerdings erst die zweite Veröffentlichung hierzulande seit ihrem Debut „To Whom it May Concern” von 1998, was ihren geringen Bekanntheitsgrad erklärt, denn an ihr selbst kann es nicht liegen. Was für eine Stimme! Es kommt nicht von ungefähr, dass der einzige Coversong („Both Sides Now“) der Platte von Joni Mitchell stammt, tritt Wilhelmsen doch bewusst in die Fußstapfen so legendärer US-FolkmusikerInnen wie Mitchell oder Simon & Garfunkel – in „moderne“ wohlgemerkt. Denn Wilhelmsens vom Prinzip her folkig-poppige Songs sind mit einer Prise Electronica unterlegt, was vor allem den zweiten Teil der CD prägt; im loungigen „Orange“, aber auch beim zerbrechlichen „Lucky“ oder dem Opener „Revolving Door“, bei dem sich in die Ballade ein entspannter Reggae einschleicht, verleihen die Sounds den melancholischen Songs eine gewisse Leichtigkeit. Das Rezept ist stimmig: zur wunderschönen Stimme, ihrer eigenen Akustik- und E-Gitarrenbegleitung, zu Kontrabass und Einsätzen von Dobro, jazzigen Trompeten und Pedal-Steel Guitar kommen elektronische Beats und sorgfältige Soundarrangements und hier und da eine Männerstimme im Background. Also, liebe Veranstalter und Booker von Deutschland, es wird Zeit, sie in unsere heimischen Hallen zu holen. Bis dahin: Platte kaufen und schwelgen…

MELODIVA CD Tipp Juli 2011