Sons and Daughters
“Mirror, Mirror“
Drei Jahre nach ihrem enttäuschend konventionellen Album „The Gift“ findet das schottische Quartett Sons and Daughters zu seiner Bestform zurück: Adele Bethel, David Gow, Ailidh Lennon und Scott Paterson verabschieden sich auf „Mirror, Mirror“ von Glitz und Glam, reduzieren ihren Sound aufs Wesentliche, Optimo-Producer JD Switch bringt das Ganze kongenial auf den Punkt. Punkrock-Memorabilia wie schmirgelpapierraue Gitarren und knochentrockene Drums treffen auf Synthiepop, die Grundstimmung ist dunkel, befindet sich irgendwo zwischen Gang of Four und Siouxsie & The Banshees. Songs wie „Breaking Fun“, „Ink Free“ und „Rose Red“ sind Geniestreiche, die man Sons and Daughters nicht mehr zutrauen mochte, zu glatt und selbstzufrieden wirkte die Band noch vor kurzer Zeit. Aber die vier Glasgowians haben ihre Abenteuerlust wiedergefunden und zeigen, wozu der gute alte Rock’n’Roll noch fähig ist. Denn es ist Rock’n’Roll, was Sons and Daughters zu neuem Leben erweckt hat: das Wechselspiel aus Adeles abgeklärt-coolem Gesang und Scott Patersons windschiefen Vocals, das Drängen, Voranpreschen, abrupte Richtungswechsel – die Musik wirkt lauernd, wie von Dämonen gehetzt. Die Texte handeln von Serienkillern („Axed Actor“), Geistern („Silver Spell“) und seltsamen Ereignissen („The Beach“) – während auf „The Gift“ überproduzierte Langeweile herrschte, führt „Mirror, Mirror“ wieder in düsterste Abgründe. Rückentwicklung muss nicht immer etwas Schlechtes sein!
CD, 2011, 10 Tracks, Label: Domino
Christina Mohr05.07.2011