Kitty, Daisy & Lewis
“Smoking In Heaven“
Dass im Himmel geraucht werden darf, ist doch mal eine schöne Aussicht auf das, was (vielleicht) auf unser irdisches Dasein folgt. Die Londoner Geschwister Kitty, Daisy und Lewis Durham können das so vollmundig behaupten, weil sie augenscheinlich mit den Geistern der Vergangenheit in engstem Kontakt stehen: schon auf ihrem Debütalbum von 2008 erklangen ausschließlich Original-Instrumente aus den 1940’er- bis ’60’er-Jahren, mit denen Kitty, Daisy und Lewis authentischen, rauen Rockabilly-Sound erzeugten, von der stilechten Garderobe ganz zu schweigen. Auch auf „Smoking In Heaven“ – auf dem sich wohlgemerkt nur Eigenkompositionen befinden, also nix von wegen Nachspielen und so – widmen sich die Kinder der Postpunk-Ikone Ingrid Weiss (Raincoats) hingebungsvoll dem ursprünglichen Rock’n’Roll und Rhythm’n’Blues. Aber schon im Opener „Tomorrow“ zeigen die drei, dass sie die strenge Petticoat-Wespentaille gelockert haben und zwar zugunsten von jamaikanischem Ska und Rocksteady. Besonders toll gelingt ihnen die Jamaika-Connection bei „I´m So Sorry“, wo sich der hüpfende Rocksteady-Beat aufs Allerfeinste mit den typisch prustenden Trompeten und coolem Frauengesang verschränkt. Man kann es altmodisch und rückwärtsgewandt finden, dass im Jahre 2011 drei Früh-Twens die Musik ihrer Urahnen spielen. Angesichts digital gleichgeschalteten Elektronikmischmaschs allerorten kann einem der analoge Vintage-Sound von Kitty, Daisy & Lewis aber auch wie eine Offenbarung vorkommen. Wie eine Zigarette auf Wolke sieben.
CD, 2011, 13 Tracks, Label: Pias
Christina Mohr29.05.2011