Anne Haigis

Die Singer/Songwriterin Anne Haigis hat viel erlebt in ihrer langen Musikkarriere, das wird mit jedem Ton ihrer neuen CD „Wanderlust“ deutlich. Ihre Reise beginnt auf leisen Pfoten mit dem atmosphärischen Intro des ersten Titels. Wie ein Weckruf am Morgen eröffnet die Sängerin mit der Zeile „Out of the rain“ ihr Album, das ausschließlich Coverversionen enthält. Liebevoll arrangiert ist der Opener der CD, der nach mehr verlangen lässt. Dass Blues ihr stimmliches Markenzeichen ist, wird im dritten Stück „Something to talk about“ klar. Man stelle sich Anne mit Cowboyhut, Zigarette und einem Glas Whisky in irgendeinem Saloon in den Südstaaten vor, in dem sie voller Inbrunst über das Getratsche anderer singt. Sehr gelungen ist bei diesem Track auch das Solo des hervorragend aufgelegten Jan Laacks. Eines der schönsten Balladen ist „Paper Airplane“, dass nur von Klavier und Gesang getragen wird. Hier zeigt Anne Haigis, dass sie auch sehr gefühlvoll Balladen singen kann. Auch der Text von Kasey Chambers ist mehr als gelungen. Die stärkste Refrainmelodie verbirgt sich in dem atmosphärischen Titel „Caught in the eye of a storm“, das ein wahrer Ohrwurm ist. Die Bluesnummer „Not your fault“ lebt vom leidenschaftlichem Gesang Anne Haigis und Jörg Hamers, die hier zu wahren Höchstform auflaufen. Man hört die Spannung zwischen den beiden in jeder gesungen Silbe. Auch hier zaubert Jan Laacks wieder ein schönes Solo hervor. Dagegen klingt das „Believe“ von Christina Lux ungewohnt mit der harten Stimme Anne Haigis, wenn man die Original-Version kennt. Englische Texte klingen bei Anne Haigis sehr authentisch, aber das deutsche „Ich geb dir mein Herz klingt“ ertönt seltsam aus ihrem Munde. Zum Glück endet das Album mit dem traurig-balladesken „Tom Traubert’s Blues“, das Fragmente des bekannten „Waltzing Matilda“ enthält. So endet das Album genauso herzerwärmend, wie es begonnen hat.