Austra

“Feel It Break“

Alle Welt redet über das Goth-Revival, New Industrial, Witch House, Zombie Rave, Slo Wave, Dark Disco und dergleichen. Vieles davon ist, mit Verlaub, unhörbar und muss als Fingerübung internetabhängiger Frickelfreaks abgehakt werden. Ob aber Witch oder Slow: seit einiger Zeit geistert der Sound der 1980’er-Jahre so stilecht durch viele neue Platten, dass man zuweilen aufs Produktionsdatum gucken muss, um sich nicht zu blamieren. Das schleimige Duo Hurts aus Manchester ist mit seinem epigonalen Elektropop irre erfolgreich, andere Acts wie Zola Jesus orientieren sich mehr an der Indie-Variante der Achtziger und huldigen Siouxsie and the Banshees und The Cure. Auch Katie Stelmanis, Leadsängerin der queeren kanadischen Band Austra, schöpft aus dem Erbe Depeche Modes und New Orders: die elf Tracks auf ihrem Album „Feel It Break“ zeichnen sich durch hypnotische Synthie-Melodien, grummelnde Bässe, Beats wie Peitschenschläge und verzögertes Tempo aus. Stelmanis engelsgleiche, operngeschulte Stimme macht aus dem Album eine Séance, nach der man erstmal wieder auf irdischen Boden zurückfinden muss. Austra gehen mit heiligem Ernst zur Sache, Songs wie „Spellwork“ oder „Lose It“ wirken, als wäre Joni Mitchell 1982 in einem Londoner Gothic-Club wie dem Bat Cave gelandet und dort auf die Bühne gestellt worden. Die vorab veröffentlichte Single „Beat and the Pulse“ ist allerdings das beste Stück des Albums, die perfekte Mischung aus spooky Atmosphäre und verführerischer Coolness gelingt Austra leider nicht allzu oft.

CD, 2011, 11 Tracks, Label: Domino Records

Christina Mohr

15.05.2011