Sea Of Bees

“Songs for the Ravens“

Die 26-jährige Musikerin und Sängerin Julie Ann Baenziger stammt aus Sacramento/ Kalifornien – das Presseinfo weist allerdings vehement darauf hin, dass „Jules“ kein typisches California Girl ist. Eher introvertiert und scheu statt sexy und selbstbewusst, ein wenig verrückt, aber zufrieden mit sich und ihrem Leben. Sie brachte sich selbst das Gitarrespielen bei und sang dazu – ein befreundeter Studiobesitzer hörte sie und ermutigte sie, eigene Platten aufzunehmen. Sie gründete die Band Sea of Bees und nach ihrer Debüt-EP „Ee Bee Pee“ ist nun der erste Longplayer erhältlich. Von „Songs for the Ravens“ geht ein ganz besonderer Zauber aus, der durch die eigentümliche Verbindung von Melancholie und Zuversicht, Traurigkeit und Fröhlichkeit, Fragilität und Lebenslust entsteht. Musikalisch schöpft Julie/Jules aus dem großen Americana-Topf, mischt behutsam Country und Folk, Pop und Rock; sie spielt Marimba und Slideguitar, Glockenspiel und Keyboards, Bass und Gitarre, lediglich Drums und Percussion werden von ihren Bandkollegen übernommen. Aber zuerst ist da Jules‘ Stimme: klar und aufrichtig, wie aus dem Schulchor, aber nicht naiv und kindlich, sondern reif und klug. Jules bringt die Songs zum Leuchten, das leichtfüßige „Willis“, das träge „Marmalade“, das rockige „Wizbot“ und das energische „Sidepain“. „Songs for the Ravens“ klingt auf angenehme Weise unberührt von der großen weiten Welt des Pop, ohne dabei weltfremd zu sein. Julie/Jules lebt und musiziert in ihrem eigenen Kosmos, aber es ist nicht schwer, zu ihr zu gelangen. Man wünscht Julie Ann Baenziger, dass sie sich diese zarte Eigenständigkeit, man mag es kaum hinschreiben: ihre „Unschuld“ bewahrt – und falls ihr das nicht gelingt, bleibt doch „Songs of the Ravens“. Eine Platte wie das seltsame, faszinierende Mädchen aus der letzten Bank.

CD, 2011, 11 Tracks, Label: Cooperative Music

Christina Mohr

22.02.2011