Nikka Costa

“Pro Whoa“

Im Frühjahr 2010 war ein Song in aller Ohren und Radios: „Ching Ching Ching“ von der amerikanischen Sängerin Nikka Costa. Das dazugehörige Album „Pro Whoa“ war bereits für letzten Sommer angekündigt, aber die Plattenfirma verschob die Veröffentlichung um ein gutes halbes Jahr, im Popbusiness eine lange Zeit. Und leider muss man befürchten, dass „Pro Whoa“ untergehen wird, denn so wie das fröhliche „Ching Ching Ching“ der perfekte Sommerhit war, klingen auch die restlichen Songs des ehemaligen Kinderstars eher nach Strandbar und Straßencafé als nach zögerlichem Frühlingserwachen. Auf ihren früheren Alben „Everybody Got Their Something“ und „Cantneverdidnothing“, die wie „Pro Whoa“ in gemeinsamer Arbeit mit Nikkas Ehemann entstanden, huldigte die Tochter des berühmten Studiomusikers Don Costa noch ausschließlicher Funk und Soul als sie es auf „Pro Whoa“ tut: tanzbare Beats sind nach wie vor die Hauptsache, aber Nikka, die schon mit Lenny Kravitz und Prince zusammenspielte, arbeitet sich hier an der ganzen Palette zeitgenössischen clubtauglichen Pops ab. Also Funk, Soul, R’n’B, Disco, Elektro, sogar eine Verballhornung von Stadionrock („Song For Stadiums“) ist dabei. „Everybody Loves You When You´re Dead“, das sie gemeinsam mit Sam Sparro singt, ist Michael Jackson gewidmet – einem ihrer großen Idole. Und irgendwie klingt Nikka, die längst kein kleines Mädchen mehr ist, sondern Mutter einer fünfjährigen Tochter und seit Jahrzehnten im Musikgeschäft, auch heute noch so, als wolle sie in erster Linie gefallen: ihrem Vater, Michael Jackson, Prince, wem auch immer. Dabei könnte sich Nikka voll und ganz auf sich selbst verlassen: sie hat eine tolle Stimme, sieht super aus, ist witzig, spielt verschiedene Instrumente und tanzt besser als Madonna. Also, liebe Frau Costa, trauen Sie sich beim nächsten Album mal richtig was! Sie können das!

CD, 2011, 11 Tracks, Label: Virgin

Christina Mohr

15.02.2011