Caroline

“Verdugo Hills“

Die japanische Musikerin und Sängerin Caroline Lufkin machte vor fünf Jahren von sich reden, als sie einen lukrativen Major-Vertrag platzen ließ, der ihr eine strahlende Karriere wie ihrer Schwester Olivia garantiert hätte. Caroline wollte sich aber keine Laufbahn vorschreiben lassen, sondern ihren eigenen Weg gehen, selbst bestimmen, wie sie komponieren, aufnehmen, performen will. Das klingt nach einer entschlossenen, resoluten Frau – die Caroline möglicherweise auch ist, ihre Musik dagegen klingt ganz anders. Schwebend, schwerelos, wie Sternenstaub auf Engelsflügeln, wie ein impressionistisches Gemälde. Carolines zarter Gesang erinnert an Julee Cruise, nur ohne die David-Lynch’sche unheimliche Stimmung, die auf Cruises Platten herrscht. „Verdugo Hills“ ist wie sein Vorgänger „Murmurs“ heiter und melancholisch zugleich, Caroline mixt sanften Clicks-and-Cuts-Elektro mit akustischen Instrumenten und arrangiert die Stücke an der Schnittstelle von westlichem Pop und japanischer Tradition. Die minimalistisch produzierten Tracks heißen schlicht „Balloon“, „Swimmer“, „Sleep“ oder „Lullabye“ und entwickeln trotz Zartheit und Zeitlupen-Tempo einen unwiderstehlichen Sog. „Verdugo Hills“ enthüllt seine zauberhaften Melodien nicht gleich beim ersten Hören, die Stücke benötigen ein wenig Zeit und Muße. Dann aber nisten sie sich für immer in Ohr und Herz ein, „Miniatursymphonien für die Seele“ nennt das Label Carolines Songs, und treffender könnte man es kaum sagen. Die letzten beiden Stücke, „Snow“ und „Gone“ fallen mit lebhafteren Beats und überraschenden Details wie Militärtrommeln ein wenig aus dem Rahmen, zeigen aber auch, dass Caroline eine sehr vielseitige Musikerin ist, die sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lässt.

CD, 2011, 10 Tracks, Label: Temporary

Christina Mohr

30.01.2011