Britta Persson

“Current Affair Medium Rare“

Bescheidenheit ist Britta Perssons Sache nicht: „’Current Affair Medium Rare‘ ist eine der besten Platten der letzten Zeit“ jubiliert die schwedische Singer-/Songwriterin über ihr neues Album und schon nach den ersten Tönen will man ihr beipflichten. Persson hat ihr drittes Album in sechs Jahren selbst aufgenommen und produziert, unterstützt von ein paar Musikerkollegen und den Katzen, die sich im idyllisch in Südschweden gelegenen Studio herumtrieben. Die zehn Songs auf „Current Affair Medium Rare“ bestechen durch Do-it-Yourself-Charme, Perssons näselnde Stimme und ein umfassendes Popverständnis: von Abba über Girlgroups wie die Ronettes, von The Cure bis zu den Breeders lassen sich jede Menge Einflüsse ausmachen. Und weil Britta Persson ja Schwedin ist, klingt das Ganze immer auch wie schwedischer Indie-Pop, nämlich leicht, perfekt und hitverdächtig. Mit einem bedeutenden Unterschied: Brittas Texte sind ganz schön bissig. Der Opener „Annoyed To Death“ ist bei oberflächlichem Hören ein Sixties-beeinflusster Schmachtfetzen, Zeilen wie „Trust me, I am over you / This is just a pleasure of the night / A satisfaction just as true as any caused by you / A waste of time most people would say / But hey, they don’t know what it is like / How good it feels to watch you get/Annoyed to death“ sprechen allerdings eine ganz andere Sprache. Auch vorgeblich zuckersüße Popsongs wie „Toast to M“ oder die reduzierte Ballade „If You Don´t Love Him“ verraten ihre Autorin als selbstbewusste Erbin Pippi Langstrumpfs, mit der man besser keinen Ärger anfängt. Aber dafür gibt es keinen Grund, denn „Current Affair Medium Rare“ macht rundum Spaß und hilft in schweren Lebenslagen. Schon allein deshalb eine der besten Platten der letzten Zeit.

CD, 2011, 10 Tracks, Label: Razzia Records

Christina Mohr

27.01.2011