Adele

“21“

Muss man ein Mindestalter erreicht haben, um „Diva“ genannt zu werden? Wohl nicht, denn die 22-jährige Londonerin Adele Laurie Blue Adkins, kurz Adele, wird trotz ihrer Jugend als die neue Souldiva gehandelt. Man könnte jetzt unken, dass es zurzeit nicht schwer ist, als Hoffnung des Soul zu gelten, da sich andere Sängerinnen selbst aus dem Rennen katapultieren. Amy Winehouse: tragischer Fall. Duffy: hat ein schlechtes Album gemacht. Mariah Carey: mit Familiengründung beschäftigt. Mary J. Blige: dreht einen Film über Nina Simone und ist nur noch in den USA erfolgreich. Also Adele – und was soll man sagen, man nennt sie zu Recht eine Diva. Ihre Debütsingle „Chasing Pavements“ und das Album „19“ bescherten ihr vor drei Jahren Mercury- und Grammy-Nominierungen und hohe Chartplatzierungen. Mit ihrem Zweitling „21“ (wieder nach ihrem Alter während der Aufnahmen benannt) erfüllt Adele gesteckte Erwartungen und übertrifft sie noch. Die Songs wurden von ihr und Paul Epworth geschrieben und produziert, als Einflüsse nennt Adele Tom Waits, Kanye West, Wanda Jackson und Mary J. Blige. In „He Won´t Go“ erweist sich Adele als besonders aufmerksame Blige-Schülerin, ihr Gesang voller Drama, Tremolo und Emotion. Die Stimme ist Adeles wertvollstes Kapital: sie kann The Cures „Love Song“ covern, mit „Rumour Has It“ eine druckvolle Tanznummer á la Motown schmettern, mit gefühlvollen Balladen wie „Turning Tables“ und „I´ll Be Waiting“ beeindrucken und mit „Set Fire To The Rain“ sogar eine Spur zu dick auftragen – Adele gelingt alles. „21“ ist ein sehr persönliches Album, das ausschließlich von unglücklicher Liebe handelt. Es ist eine dieser ewiggültigen Wahrheiten, dass nur das Unglück große Kunst hervorbringt – wir wünschen Adele natürlich künftig viel Glück in der Liebe, doch Liebeskummer tut ihrer Musik ganz offensichtlich gut. Und macht sie zur wahren Souldiva.

CD, 2011, 11 Tracks, Label: XI/Beggars Group

Christina Mohr

26.01.2011