Wreckless Eric & Amy Rigby
“Two-Way Favourites“
Manche Veröffentlichungen scheinen auf den ersten Blick verzichtbar, ein Album mit Coverversionen von Pop-Evergreens wie „Fernando“ oder „Put A Little Love In Your Heart“ zum Beispiel. Handelt es sich bei den Interpreten aber um alte Haudegen wie Wreckless Eric aus England und die Amerikanerin Amy Rigby, dann lohnt der zweite Blick resp. das Hinhören unbedingt. Wreckless Eric wurde hierzulande stets mit dem Etikett „Punk“ bedacht, was hauptsächlich der Tatsache geschuldet ist, dass sein größter Hit „(I’d Go) The Whole Wide World“ (Stiff Records) ins Punkjahr 1977 fiel. Wie bei seinem damaligen Labelkollegen Elvis Costello war das Punkigste an Eric sein Künstlername – seine Musik könnte man am ehesten als Alternative Pubrock bezeichnen, von Aggressivität kaum eine Spur. Amy Rigby war immerhin mit einem Punkrocker verheiratet (Will Rigby, Drummer der dB´s), nach dem Scheitern ihrer Ehe begann sie eine Karriere als Singer-/Songwriterin und verarbeitete ihre Erfahrungen als allein erziehende Mutter in zynischen Liedern wie „Are We Ever Going To Have Sex Again?“. Wreckless Eric und Amy Rigby sind also ein vielversprechendes und vor allem höchst sympathisches Duo, wenn sie auch auf „Two-Way Favourites“ den Pop nicht neu erfinden. Ihre Akustik-Versionen von Tom Petty- und The Who-Songs klingen wie im Wohnzimmer entstanden, die beiden singen mal zusammen, mal solo. Am Außergewöhnlichsten ist die noisige Bearbeitung von Smokies „Living Next Door to Alice“, das Eric und Amy genüsslich in alle Einzelteile zerlegen. Da kommt er schließlich doch noch zum Vorschein, der Punk!
CD, 2010, 11 Tracks, Label: Pid
Christina Mohr03.01.2011