Anne Clark

“The Very Best Of“

Wer sich in den 1980’er Jahren für Wave und Elektro begeisterte, besaß garantiert Anne Clarks Platten „Joined Up Writing“ oder „Hopeless Cases“. Die mittlerweile 50-jährige Britin mit der charakteristischen blonden Kurzhaarfrisur begründete mit Songs wie „Sleeper in Metropolis“, „Homecoming“, „Heaven“ und vor allem „Our Darkness“ einen ganz eigenen Stil: wütende, betroffen machende Lyrics in Spoken Word-Manier, vorgetragen zu hypnotisch-tanzbaren Synthiemelodien. Damals wie heute war es schwierig, Clarks Person und Musik einzuordnen, Wortkreationen wie „Queen of Dark Wave“ sind nicht ganz falsch, treffen aber auch nicht wirklich ins Schwarze. Die Musikerin würde sich ohnehin jeglicher Superlative verwehren: Anne Clark gilt – very british – als bescheiden und zurückhaltend, obwohl sie das nicht sein müsste. Ihr Einfluss auf unzählige Wave-MusikerInnen bis hin zu Mike Skinners Poetry-meets-Beats-Projekt The Streets ist unschätzbar, ihre Art des Sprechgesangs bis heute unerreicht: Worte wie „depression“, „surviving“, „politics“ stößt sie wie Parolen aus, ihre Stimme beherrscht-distanziert und höchst leidenschaftlich zugleich. Die Compilation „The Very Best Of“, die Clark selbst zusammengestellt hat, wurde eigens für den deutschen Markt produziert – hierzulande hat sie ihre treuesten Fans, gerade ist sie auf großer Clubtour. Der Text im Booklet stammt von Sonic Seducer-Chefredakteur Torsten Schäfer, unter anderem dieser Zeitschrift verdankt Clark, dass auch ihre jüngsten Veröffentlichungen wie „The Smallest Acts of Kindness“ (2008) Beachtung fanden. „The Very Best Of“ beinhaltet selbstverständlich ihre großen Hits inklusive Remix-Versionen, aber auch unbekanntere Stücke wie „Alarm Call“ oder „Self Destruct“. Die 19 Tracks zeigen Anne Clark als sorgenvoll-depressive Weltschmerz-Poetin, politisch bewusste Mahnerin und auch als experimentierfreudige Künstlerin: neben den Achtziger-typischen Wave-Klängen flossen auch Folk-, Dance- und verhältnismäßig unbeschwerte Popelemente in ihre Musik ein.

CD, 2010, 19 Tracks, Label: Virgin

Christina Mohr

28.11.2010