Dorle Ferber

“Stroh zu Gold“

Die CD „Stroh zu Gold“ ist das zweite Album der vielseitigen Künstlerin Dorle Ferber – oder besser, der zweite Geniestreich einer Ausnahmekünstlerin. Bereits der erste Höreindruck verrät Ferbers Vorliebe für das Experimentelle in der Musik und gleichermaßen ihre beeindruckenden Fähigkeiten, diese Vorliebe gekonnt umzusetzen. Schon im ersten Track geht’s los: Ferber liest und singt das Gedicht „Märchen“ des Dadaisten Hans Arp aus dem Jahre 1904. Dies geschieht, indem sie einzelne gesprochene Passagen echoartig über einen spärlich gewebten Klangteppich einer Shrutibox (indisches Musikinstrument zur Gesangsbegleitung) legt und damit Assoziationen an jenes kaum zu erreichende Ideal der Sprechstimme aus Arnold Schönbergs „Pierrot Lunaire“ weckt. Die Interpretation wird mit sphärenhaft anmutenden Vokalisen abgerundet. Als heiteres Gegengewicht folgt „Sommerlichter“, in dem Dorle Ferber lässig, aber rhythmisch exakt Jazzsilben hinhaucht. Der dritte Titel hat den esoterisch verspielten Titel „Wegwartenmantra“ und zeigt Dorle Ferbers solistischen Gesangskünste, die fast instrumental daherkommen (Untertitel: „Hellblau singende Wegwarten“). Der anschließende Song „Stroh zu Gold“ verrät Ferbers Liebe zu Märchen, Sagen und Legenden – ein Thema, das allerdings in dieser CD eine Spur zu präsent und deshalb penetrant ist und Ferbers Musik einen infantilen touch verleiht, der ihr unterm Strich etwas schadet. Trotz des esoterisch-infantilen Gehalts ist und bleibt diese CD ein echter Gewinn. Beeindruckend ist einfach die Vielfalt der Klangfarben, hervorgerufen durch ein breites Spektrum an unterschiedlichen Instrumenten wie der Geige (Ferbers Hauptinstrument), der Shrutibox, einer javanischen Zither, dem Hackbrett, der Maultrommel und vielen anderen mehr. Zusammen mit Ferbers Gesangs- und Instrumentalkünsten geraten die Lieder zu hörbaren „Goldstücken“.

CD, 2010, 17 Tracks, Label: KlangWelten Records

Sandra Müller-Berg

24.05.2010