Dum Dum Girls

“I Will Be“

1984 hatten Talk Talk mit „Dum Dum Girl“ einen ziemlich großen Hit. Ob die kalifornische Musikerin Dee Dee Penny, bürgerlich Kristin Gundred, Talk Talk mag, wissen wir nicht – aber, ihr Künstlerinnenname verrät es, die Ramones: „I wanted my band to sound like the girls who went out with the Ramones“, sagt die Gitarristin und Sängerin über ihr Projekt Dum Dum Girls, denn Miss Penny ist das einzige feste Bandmitglied, live und im Studio wird sie von wechselnden Musikern unterstützt. Die Ramones sind nicht der einzige Link in die Vergangenheit: das Albumcover zeigt Dee Dees Mutti im Jahr 1972, musikalisch bieten die Dum Dum Girls ein stilistisches Potpourri aus Sixties-Girlgroup-Gesang, Garagenrock, frühem Punk und Wave, Surf- und Indiepop; produziert wurde „I Will Be“ von Richard Gottehrer, der in den Siebzigern für Platten der Voidoids oder Blondie verantwortlich zeichnete. Es ist schon ulkig: Bands wie The Raveonettes, Crystal Stilts, The Ettes, Vivian Girls und eben Dum Dum Girls werden per se cool gefunden, weil – oder obwohl! – sie sich an längst vergangenen Epochen orientieren. Und Vorbilder wie die Ramones oder Jesus and Mary Chain waren zu ihrer Zeit schon retro, weil sie sich, ironisch oder nicht, auf Bands wie die Beach Boys und Velvet Underground bezogen. Wir wollen an dieser Stelle keine Diskussion anzetteln, warum man alte Sachen manchmal anziehender findet als moderne Sounds, sondern empfehlen trotzdem oder deswegen „I Will Be“ vorbehaltlos: Songs wie „Bhang Bhang, I’m A Burnout“, „Baby Don’t Go“, „Yours Alone“ oder das in gebrochenem Deutsch gesungene „Oh Mein M“ bringen die Ronettes und die Ramones zusammen, sind düster und sonnig zugleich, gehören in den versifften Kellerclub und an den Baggersee. Die elf Songs auf „I Will Be“ sind wirklich cool – und Dee Dee Penny sollte ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen, ihre Band klingt, als hätten die Ramones sich ganz schön was drauf einbilden können, wären die Dum Dum Girls jemals mit ihnen ausgegangen.

CD, 2010, 11 Tracks, Label: Sub Pop

Christina Mohr

30.04.2010