New Young Pony Club

“The Optimist“

New Young Pony Club aus London gehörten zur Speerspitze der „New Rave“-Bewegung, tourten mit Klaxons und CSS, ihr Debütalbum „Fantastic Playroom“ von 2007 zitierte munter (alten) New Wave á la B-52’s und auch optisch orientierte sich das Quintett unverhohlen an den frühen 1980’er Jahren. Bei der neuen Platte „The Optimist“ stehen alle Zeichen auf Veränderung: inzwischen zum Quartett geschrumpft (drei Frauen, ein Mann) setzt der Pony Club schon beim Coverdesign neue Maßstäbe. Keine schwarz-weiß-Kontraste und zickig-zackige Schrift mehr, die Farben sind gedeckt, die Fotos geheimnisvoll überblendet. Auch musikalisch weht ein anderer Wind, zwar füttern noch immer die Achtziger den Zitat-Pool, aber jetzt favorisieren die vier BritInnen düsteren Elektro-Wavepop; der vor kurzem noch so modische „Disco-Punk“ hat ausgedient. Trotz veränderter Parameter kann man mit dem New Young Pony Club noch immer prima feiern, „Dolls“ zum Beispiel ist im Franz Ferdinand’schen Sinne tanzbar: ein nervöser marching beat bildet die Grundlage für eine vertrackte, aber eingängige Melodie. „Stone“ hingegen ist balladesk mit psychedelischen Untertönen, die brüchige Schönheit von „The Architect“ ist anrührend und zart. Der Titeltrack mit seiner kühldunklen Grundstimmung plus synthetischen Flöten und hypnotischer Percussion könnte in Wave-Discos für ähnliche Tumulte auf der Tanzfläche sorgen wie einst „Temple of Love“ von den Sisters of Mercy, bei „Before The Light“ standen Siouxsie & The Banshees Pate. Ein wenig scheint es, als sollten New Young Pony Club die Lücke schließen, die The Long Blondes mit ihrer Auflösung vor zwei Jahren rissen. Die Voraussetzungen sind da, und was kann die Popwelt besser gebrauchen als Bands mit charismatischen Musikerinnen? Aber: NYPC-Sängerin Tahita Bulmer aka Ty klingt doch (noch) nicht so rasierklingen-cool wie Kate Jackson von den Long Blondes, auch die Melodien und Arrangements des Clubs lassen Originalität und Treffsicherheit vermissen. Im Titelsong heißt es, „Expectations make you better“ – also, schrauben wir die Erwartungen an NYPC hoch!

CD, 2010, 10 Tracks, Label: Pias

Christina Mohr

18.04.2010