Er France

“Pardon my French, Chéri!“

Zuerst die Formalitäten: Er France sind kein Duo mehr. Die aus Lyon stammende Sängerin Isabelle Frommer und der Düsseldorfer Gitarrist André Trebbe sind jetzt mit Daniel Decker (Bass) und Janosch Brenneisen (Schlagzeug + Produktion) als Quartett unterwegs. Die personelle Verdopplung führt auf dem neuem Album „Pardon my French, Chéri!“ dazu, dass die Beat-Chanson-Pop-Mixtur auch ungefähr doppelt so rockig klingt wie der Vorgänger „Ex Saint“ von 2007. Das kommt gleich am Anfang mit „I Hate That Part“ sehr gut: der Song klingt wie eine Mischung aus frühen Blondie und Franz Ferdinand, dynamisch treibende Gitarren treffen auf melodischen Mitsing-Pop mit lässig-laszivem Gesang. Ebenso mitreißend sind „Cheapo Bar“ und „This Is Not A Test“, hier stehen 60’s-Garagensound und Oldschool-Rock’n’Roll im Mittelpunkt, rau und ungeschliffen geht es zur Sache und Mme. Frommer röhrt, als hätten sich die Ronettes mit den Runaways verbrüdert, bzw. -schwestert. Zwei weitere Höhepunkte gibt es zu vermelden, „Sing Song Girl“ dürfte vielen vom Soundtrack des aktuellen Fatih Akin-Films „Soul Kitchen“ bekannt sein; das auf Deutsch und Französisch gesungene Frommer/Trebbe-Duett „Mit Namen und mit Bildern“ ist ein schönes, unkitschiges Chanson, das an Achtzigerjahre-Paarungen wie Stefan Waggershausen und Alice (remember „Zu nah am Feuer“?) erinnert. So, und jetzt der Wermutstropfen: „Pardon my French, Chéri!“ ist mit seinen dreizehn Songs einfach zu lang geraten. Die oben genannten Stücke bleiben im Ohr, die anderen leider nicht – sie bleiben blass, trotz eingestreuter Tango- und Rockabilly-Elemente. Beim nächsten Album sollten sich Er France im positiven Sinne einschränken – die neuen Mitglieder müssen dafür ja nicht rausgeworfen werden.

CD, 2010, 13 Tracks, Label: Lo-li-la

Christina Mohr

31.01.2010