Janelle Monáe

“Metropolis: The Chase Suite“

Sie ist der Coverstar des aktuellen „Missy Magazine“ und auch in der „Spex“ wird sie ausführlich gefeaturet: Die 23-jährige R’n’B-Hoffnung Janelle Monáe, geboren in Kansas City, nach kurzem Aufenthalt in New York nun in Atlanta, Georgia ansässig. Nach Atlanta ging sie wegen ihres Idols James Brown, vernetzte sich dort mit der Outkast-Posse, dem Produzententeam Deep Cotton und vor allem mit Sean „Puffy“ Combs, der ihre Songs auf seinem Bad Boy-Label veröffentlichte. Aber: Janelle Monáe ist kein austauschbares singendes Püppchen, das auf die Hilfe männlicher Protegés angewiesen ist. Denn alle Ideen, die in ihr künstlerisches Alter Ego fließen, sind ihre eigenen, angefangen bei den streng schwarz-weißen Outfits, die sie selber „Uniform“ nennt, über ihre wilde Bühnenshow bis natürlich zur Musik. Ihre in Deutschland bisher nur digital erhältliche Debüt-EP „Metropolis: The Chase Suite“ ist eine sehr freie Adaption des Fritz Lang-Films; Monaé schlüpft in die Rolle der Androidin Cindy Mayweather und meistert die anspruchsvolle Aufgabe, ein Konzeptalbum ohne Hänger zu gestalten, mit Bravour. Die Songs funktionieren auch ohne Konzeptüberbau: Janelle Monáe mixt Hip-Hop mit Pop („Violet Stars Happy Hunting!!!“), verbindet honigsämigen Motown-Soul mit harscher Kritik an politischen Verhältnissen („Mr. President“) und wagt sich mit der Ballade „Smile“ an eine Komposition Charlie Chaplins aus dem Film „Modern Times“. Und was bei aller Rollenspielerei das Wichtigste ist: Miss Monáe hat eine großartige Soulstimme, wie man sie lange nicht gehört hat. Man darf auf ihr „langes“ Album gespannt sein, das im Lauf des Jahres erscheinen soll.

CD, 2010, 7 Tracks, Label: Warner

Christina Mohr

16.01.2010