V.A.

“Funky Fräuleins. Female Beat, Groove, Disco, Funk in Germany 1968 – 1978“

Von den späten sechziger bis zu den ausgehenden siebziger Jahren suchten deutsch-
sprachige Schlagersängerinnen und ihre (überwiegend männlichen) Produzenten nach neuen Ausdrucksformen, die weniger betulich klangen als das übliche Hitparadenliedgut.
Für viele lag die Lösung im Funk und – in den Siebzigern – im gerade aus den USA herüberschwappenden Discosound. Das klappte zuweilen richtig gut, doch über so manche Versuche hüllt man heutzutage besser den Mantel des Schweigens… Das Hamburger Label bureau b, das bereits ungewöhnliche Aufnahmen von Heidelinde Weis, Marlene Dietrich oder Esther Ofarim wiederveröffentlichte, hat nun die 18-Song-Collection „Funky Fräuleins“ herausgebracht, auf der groovige Tanzperlen, aber auch allerlei Skurrilitäten und Albernheiten zu finden sind. Überhaupt fällt auf, dass man sich im deutschen Sprachraum Funk und Disco zunächst ziemlich gestelzt und betont „witzig“ näherte (Heidelinde Weis, „Hans Emmerich“, Evelyn Künnecke, „Kikilala Hawaii“, Jane Morel, „Special Agent“ etc.). Es gab aber auch Producer und Künstlerinnen, die etwas wagten und den Funk ernst nahmen, z.B. Roberta Kelly mit der Giorgio Moroder-Komposition „Sunburst“, Peggy March mit „Disco Daddy“, Marianne Rosenberg mit dem glatt an Barry White erinnernden „Ich will dich für immer“ oder auch Hildegard Knef und die Les Humphries Singers mit dem angegospelten „Ich wart auf die Nacht“. „Funky Fräuleins“ ist gewiß kein Manifest des souveränen Umgangs von Sängerinnen mit einem neuen Genre, aber eine unterhaltsame Rückschau mit einigen Überraschungen.

CD, 2009, 18 Tracks, Label: bureau b

Christina Mohr

18.08.2009